01 Jun Kafkaeske Verwandlung
Die expressionistische Erzählung „Die Verwandlung“ wurde 1912 von Franz Kafka (1883 – 1924) geschrieben und 1915 veröffentlicht. Sie bildet die Inspiration für diese Fotoserie.
…die Handlung
Die Erzählung handelt von dem etwa 30-jährigen Handlungsreisenden Gregor Samsa, der eines Tages später als üblich aufwacht und sich in ein Insekt, vermutlich einen Käfer, verwandelt hat. Gregor ist der Einzige in der Familie, der arbeitet und die Familie somit finanziell versorgt. Zudem finanziert er das Geigenspiel seiner jüngeren Schwester Grete und möchte sie auf ein Konservatorium schicken. Da der Prokurist von Gregors Firma bei Samsas vorstellig wird, weil Gregor nicht zur Arbeit erschienen ist, schützt die Familie Gregor, indem sie sagt, er sei krank. Als die Familie Gregor in seiner verwandelten Gestalt erblickt, ist sie schockiert. Der Vater befördert Gregor mit einem Fußtritt zurück in dessen Zimmer und schließt es ab, dabei verletzt sich Gregor. Grete füttert ihn mit Abfällen, die er in seiner neuen Gestalt als Insekt mag. Zufällig hört Gregor, dass es der Familie finanziell gar nicht so schlecht geht, als dass er sie finanziell durch seine Arbeit versorgen müsste.
…die Tragik nimmt ihren Lauf
Um Platz für Gregor zu schaffen, entschließt sich die Familie, die Möbel aus Gregors Zimmer zu räumen. Gregor krabbelt an der Wand auf ein Bild mit einer Frau. Wegen der Verschmutzung an der Wand droht Grete ihrem Bruder. Als sie Medizin für die in Ohnmacht gefallene Mutter holt, folgt Gregor ihr aus seinem Zimmer. Grete sieht ihn und lässt vor Schreck die Flasche Medizin fallen, wodurch ein Splitter Gregor trifft. Er krabbelt an die Decke des Zimmers, fällt aber herunter und auf den Tisch. Als Gregors Vater von seiner neuen Arbeitsstelle als Portier zurückkehrt, nimmt er einen Apfel und wirft diesen auf Gregor. Der Apfel verletzt Gregor schwer und verursacht ihm große Schmerzen. Die Mutter bittet den Vater, Gregors Leben zu verschonen. Gregors Zimmer verdreckt schließlich immer mehr, da keiner mehr dort putzt. Die Familie beauftragt ihre Bedienerin damit, zu putzen. Zudem vermieten die Samsas ein Zimmer an drei Zimmerherren, um ihre finanzielle Situation zu verbessern, da Gregor ja nicht mehr arbeiten kann. Als die Bedienerin eines Abends vergisst, Gregors Zimmertür abzuschließen und er Grete im Wohnzimmer Violine spielen hört, kriecht er zu ihr, um sie zu bitten, in seinem Zimmer für ihn zu spielen. Die Zimmerherren kündigen wegen der Zustände um Gregor das gemietete Zimmer. Grete versucht schließlich ihre Eltern davon zu überzeugen, Gregor „loszuwerden“. Der Vater willigt ein. Gregor verstirbt schließlich in der Nacht. Die Familie scheint am nächsten Morgen erleichtert, trauert jedoch auch. Sie macht einen Ausflug in die Natur und entscheidet sich dort, eine kleinere Wohnung zu mieten. Die Eltern denken auch darüber nach, Grete zu verheiraten.
…Deutungen
Diese dramatisch gestaltete Erzählung Kafkas lässt viele Deutungen zu, so kann die Verwandlung Gregors in ein Insekt als Entfremdung von sich selbst als Mensch durch die permanente Arbeitsbelastung als Handlungsreisender gesehen werden. Aber man kann sie auch als Entfremdung von seiner Familie, die er allein finanziell über Wasser hält und für die er rastlos arbeitet, sehen. Die Verwandlung in ein Insekt / einen Käfer wäre dann als Entmenschlichung Gregors zu deuten.
Als Insekt oder Ungeziefer ist er nichts wert, ein Schädling, der vernichtet werden kann. Das beweisen der Fußtritt des Vaters und der Apfelwurf auf Gregor, die ihn beide stark verletzen. Er wird ganz und gar ausgegrenzt, nicht mehr als Mensch oder Familienmitglied wahrgenommen.
Die Realität der Familie in der Erzählung wird ganz plötzlich völlig verändert, Gewohntes verwandelt sich in Ungewohntes. Gregor „funktioniert“ nicht mehr als verlässlicher Ernährer und Finanzier der Familie. Das wertet ihn ab, macht ihn als Insekt verzichtbar und jetzt zu einem unnützen Schmarotzer. Die Familie muss sich jetzt selbst bemühen, zu arbeiten, was der Vater schließlich auch tut.
Gregor selbst merkt, dass er durch die Verwandlung entmenschlicht ist, hat aber dennoch menschliche Gefühle für seine Schwester Grete und deren Geigenspiel. Grete lehnt ihn im Verlauf der Erzählung immer mehr ab, entfremdet sich immer mehr von ihrem Bruder in Insektengestalt, will schließlich, dass er verschwindet, ob tot oder lebendig.
Stationen der Entmenschlichung Gregors durch die Familie sind u.a. das Füttern mit Abfällen, das Ausräumen der Möbel aus Gregors Zimmer, das Delegieren des Fütterns an eine Bedienerin, die groben Verletzungen durch den Vater, der Gregor nur noch als Ungeziefer sieht, und schließlich die emotionslose „Entsorgung“ des toten Gregor als Kadaver.
Neben diesen Aspekten stellen Literaturwissenschaftler auch eine autobiografische Deutung, die auf das schlechte Verhältnis Kafkas zu seinem Vater und seiner Familie abzielt.
…die Fotoserie
Die Fotoserie „Kafkaeske Verwandlung“ knüpft an den Punkt an, als Gregor aus dem nicht abgeschlossenen Zimmer zu Grete kriecht, um ihr beim Gegenspiel zuzuhören, diese ihn aber abweist. Anders als in der Erzählung habe ich Gregor aus dem Haus in die Stadt Prag fliehen lassen. Die Fotos zeigen, welche Sichten, Erlebnisse und Empfindungen Gregor dort als Käfer hat.
Bild 1:
Mal sehen, ob ich auf der Karlsbrücke jemanden treffe, der mich erkennt.(Hoffnung auf Kontakte und Nähe zu Menschen)
Bild 2
Wenn Vater ein Beil gehabt hätte, hätte er mich damit getötet.(Angst um sein Leben, Reflexion über seine schlimme Situation in der Familie)
Bild 3
Gibt es etwa noch andere Verwandelte hier in Prag? (Erstaunen und Gefühl, nicht allein verwandelt zu sein)
Bild 4
Von hier oben sieht die Welt fast schon wieder normal aus. (Gefühl, wieder aus der Perspektive eines Menschen zu sehen)
Bild 5
Ich kann ja fliegen! (Überraschung)
Bild 6
Abfälle wie in meinem Zimmer.(Erinnerung an die Situation zu Hause)
Bild 7
Wo ist denn Mia, sie wird mich erkennen. (Hoffnung, jemanden zu treffen, der ihn kennt)
Bild 8
Komm Fliege, lass uns ins Cafe Kafka krabbeln, da sind wir nicht so allen. (Gefühl der Nähe und Gemeinschaft)
Bild 9
So ähnlich sah ich als Mensch auch aus. (Reflexion, Erinnerung an sein Menschsein)
Bild 10
Sie kann so schön zeichnen, mich aber nicht wieder in einen Menschen verwandeln. (Reflexion, Bewusstwerdung, ein Insekt zu sein und zu bleiben, Verzweiflung)
„Fotografie aller ART“ heißt seine Devise. Das heißt, er fotografiert (fast) alles und bearbeitet es ggf. auch künstlerisch. Er fotografiert ausschließlich digital. Fotografische Schwerpunkte: Architektur-, People- u. Porträt-, abstrakte kreative Fotografie, Street-, Industrie- u.a. Fotografie und Fotomontagen.
Seine Foto-Homepage mit nach Themen gegliederten Alben ist unter dem folgenden Link zu erreichen: http://portfolio.fotocommunity.de/juergens-fotos
In der fotocommunity.de findet man ihn unter: https://www.fotocommunity.de/fotograf/juergen-michael-walter-kemper/687536
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