06 Dez Pink Floyd – Ummagumma
Vor fünfzig Jahren erschien das legendäre Doppelalbum von Pink Floyd mit dem rätselhaften Titel „Ummagumma“. Eine der beiden Platten ist ein Live Album mit einigen großen Pink Floyd Meilensteinen wie „A Saucerful of Secrets“ oder „Astronomy Domine“, die andere Scheibe ist ein Studioalbum, bei dem jedes der vier Bandmitglieder eine halbe Plattenseite in Anspruch nehmen konnte. Das Ergebnis war äußerst fantasievolle, teilweise experimentelle Musik.
Musik zum Hinhören
Keines der beiden Alben ist Musik mit der man sich nebenbei berieseln lässt. Insbesondere auf dem Studioalbum, aber auch auf dem Live Album befindet sich sehr detailreiche Musik, die sich dem Hörer nur durch bewusstes, aufmerksames Hören erschließt. Anders als etwa auf dem späteren Pink Floyd Album „Wish you were here“ haben wir hier keine eingängige Musik. Hier finden wir die Stilrichtungen der frühen Jahre der Band vereinigt. Also mitunter psychedelische Stücke, aber auch Musik die etwa der sog. „Musique concrète“ sehr nahekommt, also Klangexperimenten und elektronischer Musik.
Die Stücke
Auf dem Live Album haben wir zunächst den noch von Syd Barrett komponierten Klassiker „Astronomy Domine“. Dies dürfte (hierzulande) das bekannteste Stück auf dem gesamten Album sein, denn die ersten Takte des Stücks (Studioversion) erklingen beim Auftakt der ARD Fernsehsendung „Brennpunkt“. „Careful with that Axe Eugene…“ war einst nur für die B-Seite der (gefloppten) Single „Point me at the Sky“ eingespielt. Am Ende wurde das Stück weit erfolgreicher als die A-Seite. Auf dem Album hören wir eine ausgedehnte Live Version. Weiter haben wir dann noch die Titel „Set the Control for the Heart of the Sun“ und „A Saucerful of Secrets“.
Weit experimenteller noch ist das Studioalbum. Am eingängigsten sind hier noch das Epos „The Narrow Way“ von David Gilmour, oder „Grantchester Meadows“ als Gitarrenballade von Roger Waters. Aber dann gibt es noch die interessanten musikalischen Experimente. „Several Species of Small Furry Animals….“ ist ein Klangexperiment, bei dem Klänge aus der Natur, also u.a. Tierlaute nachgeahmt werden. Richard Wright lieferte die avantgardistische Suite „Sysyphus“, als eine Art experimentelle Programmmusik, in dem er den Sisyphus Stoff der griechischen Sage musikalisch umsetzt. „The Grand Vizier‘s Garden Party“ von Nick Mason ist ebenfalls ein experimentelles Stück, in dem vor allem Schlaginstrumente dominieren.
Ummagumma gibt es als Vinyl bei Bücher.de
Ebenso ist dort erhältlich der Film „Pink Floyd live at Pompeii“ als DVD
Fazit
Ehrlich, hier haben wir keine leichte, sondern anspruchsvolle und komplizierte Kost. Ich persönlich als einer, der mitunter gerne anspruchsvolle Rockmusik bzw. auch Jazz oder Klassik hört kann „Ummagumma“ nur ein dickes Lob abgeben. Als ich das Album etwa im Alter von sechzehn kennenlernte fiel es mir allerdings nicht leicht, mich in diese Musik hineinzuhören. Obwohl ich schon damals durchaus auch mal klassische Musik hörte. Später aber wurde dies anders, und dann holte ich mir das Doppelalbum auf CD. Auch vierzig Jahre nach dem Erscheinen ist das Album ein zeitloser Klassiker. Ich wünsche mir, dass es so bleibt. Wer gar noch die ältere elektronische Musik mag, also etwa die Musik von Karlheinz Stockhausen oder der Gruppe „Can“, der verpasst etwas, wenn er sich „Ummagumma“ nicht anhört. Wobei ich glaube, dass die meisten Leute dieses Publikums das Album längst kennen.
Und danach?
In ihren nachfolgenden Alben bauten Pink Floyd zwar immer wieder Geräuschkulissen und elektronische Klänge mit ein. Man denke da etwa an die Geräuschelemente auf „The Dark Side of the Moon“ etwa bei den Stücken „Time“ (Uhrengeräusche) oder Money (Kasse), oder auch die U-Boot Sequenzen bei „Echoes“ auf dem Album „Meddle“. Auch der viele Jahre später produzierte Klassiker „The Wall“ wäre ohne solche experimentellen Sequenzen nicht denkbar gewesen. Weitere Beispiele gäbe es noch sehr viele. Ein derart von Geräuschen, elektronischen Klängen und experimenteller Musik geprägtes Album wie Ummagumma allerdings lieferte die Band kein zweites Mal.
Pink Floyd live at Pompeii
Wem Ummagumma gefällt und auch all denjenigen, die gerne mal einen experimentellen Musikfilm anschauen möchte, denen möchte ich noch einen DVD Tipp mitgeben. In jenem Film „Pink Floyd live at Pompeii“ gibt die Band ein Konzert vor der Kulisse des antiken Pompeii – ohne Publikum. Dabei gibt sie gleich drei Titel vom Ummagumma Live Album zum Besten, daneben auch eine Reihe anderer bekannter Stücke aus ihrer früheren Zeit: u.a. auch den eben erwähnten Klassiker “Echoes“ und auch (in Zwischensequenzen, wo die Band bei ihrer Arbeit in den Abbey Road Studios gezeigt wird) „Us and Them“ aus „The Dark Side of the Moon“. Ich persönlich finde ein Muss für alle Pink Floyd Fans – selbst diejenigen, die bereits eine andere Live DVD oder Blu-ray bei sich im Regal stehen haben. Dieser Live Act ist etwas ganz besonderes und wohl ziemlich einzigartig in der ganzen Musikgeschichte.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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