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Alina Herbing - Niemand ist bei den Kälbern

Niemand ist bei den Kälbern – von Alina Herbing

Ein Buch von Alina Herbing , gebundene Ausgabe, 256 Seiten, Arche Literatur Verlag AG, 1. Auflage 2017

Alina Herbings erster Roman

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch aufgrund zahlreicher Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, die ich allesamt im Internet abgerufen habe. War ja auch nicht schwer, denn die Artikel landeten mitunter ganz vorne bei „Google News“. Außerdem kürte der NDR diesen Debütroman von Alina Herbing zum „NDR Buch des Monats“. Was ich darüber las und hörte interessierte mich. Die Autorin machte dabei auch den Eindruck, dass sie weiß, worüber sie schreibt: Über das Leben auf dem Land.Schließlich hatte sie in einem solchen dörflichen Umfeld im Westen Mecklenburgs einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend verbracht, bevor sie dann in die Stadt ging.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Ich-Erzählerin Christin, Mitte 20, abgebrochene Ausbildung zur Friseurin. Mangels realistischer Alternativen lebt sie auf dem Bauernhof zusammen mit ihrem langjährigen Freund Jan. Hier soll sie sich um die Kälber kümmern.
Was aber nicht richtig funktioniert, denn in ihren stets lebendigen Träumen sieht sie sich in einem schicken Bürojob in der Großstadt. Die Tiere, der Dreck und der Stallgeruch sind einfach nicht ihre Sache. Konflikte sind also vorprogrammiert. Doch wie sie dem Ganzen entfliehen kann, das weiß sie nicht so richtig, und da fehlt ihr auch ein Stück weit der Antrieb.
Erst als der Windkrafttechniker Klaus auftaucht, macht Christin sich wirklich Hoffnungen.

Weder Heimatschnulze noch Frauenroman

Die Autorin geht aber weiter. Das Buch ist definitiv keine Heimatschnulze mit Herz-Schmerz und glücklichen Kühen auf der Weide. Auch beschränkt sich Alina Herbing nicht auf die Zentralfigur Christin, und liefert mit dem Buch somit auch nicht etwa einen reinen Frauenroman. Das in recht eingängiger Sprache geschriebene Buch bietet eine sehr gelungene Milieuschilderung über eine ländliche Gesellschaft im ehemaligen Grenzgebiet zwischen Ost- und Westdeutschland. Alina Herbing beleuchtet die mitunter existentiellen Probleme und Ängste der Bewohner. Angefangen von Chrstins Freund Jan, der um seine wirtschaftliche Existenz bangt, über ihren alkoholkranken Vater bis hin zu den anderen Leuten auf dem Dorf, denen sie tagtäglich begegnet, oftmals gebeutelte Existenzen. Frauen, die ihre Männer eiskalt belügen und Männer, die gegenüber Frauen gewalttätig sind. Und auch Christin belässt es nicht bei den anfänglich noch relativ kleinen Sabotageakten…

Über das Ausbluten des ostdeutschen Landlebens

Die Handlung spielt in einem kleinen Dorf in Mecklenburg, unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze und auch nicht weit von der Hansestadt Lübeck. Das Milieu, in dem sich die Handlung des Romans abspielt, ist teilweise spezifisch für ländliche Regionen in Ostdeutschland, in denen es auch jetzt noch vielfach stetig bergab geht. Als Leser konnte ich ein wenig in diese „Endzeitstimmung“ eintauchen. Einige Dinge allerdings betreffen das Landleben in ganz Deutschland. Die Medien, allem voran die Lifestyle-Magazine, wecken bei Frauen wie Männern Wünsche, die sich mit dem Leben auf einem Bauernhof einfach nicht vereinbaren lassen. Daher ist es für Landwirte/-innen nicht leicht, einen passenden Lebenspartner/-in zu finden. Für viele ist die Übernahme des elterlichen Bauernhofs letztlich nicht mehr attraktiv.

?Debüt gelungen?

Der Roman liest sich relativ leicht. Daher eignet sich das Buch für mein Dafürhalten durchaus als Feierabendlektüre, auch wenn die Sprache manchmal sehr direkt wirkt und das Thema keine leichte Kost ist. Man bleibt dran, und es fällt nicht leicht, das Buch während der Lektüre beiseitezulegen. Eine Lösung für die Probleme der Romanfiguren hat die Autorin letztendlich allerdings nicht parat – wahrscheinlich, weil es dagegen auch kein Patentrezept gibt.

Ein gelungenes Debüt, auch wenn die Autorin an ein paar Stellen etwas dick aufträgt und überzeichnet.

Buchempfehlung*

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