20 Feb Nachhaltige Ernährung – nie mehr Fleisch auf dem Tisch?
Wenn es darum geht, über anständiges Essen nachzudenken, ist meist die Geburt eines Kindes mit im Spiel. So war es auch bei uns, vor mittlerweile 14 Jahren, als unsere erste Tochter zur Welt kam. Allerdings war es meine Frau Natascha, die federführend wirkte. Es dauerte nicht lang, bis das kleine süße Etwas mit dem Fläschchen nicht mehr satt zu kriegen war. Da musste richtiges Essen her. Bio natürlich, vollwertig, ohne Giftstoffe.
Essen muss schmecken und wenig Aufwand machen.
Ich gebe es zu. Bis zu diesem Zeitpunkt musste Ernährung für mich nur zwei Kriterien erfüllen: Es musste schmecken und nicht zu viel Aufwand machen. Ich befand mich in der typischen Lebensphase nach dem Studium. Die materiell unbelastete Zeit des Studentenlebens war vorbei. Jetzt wollte ich richtig Geld verdienen, Auto kaufen, Hausbau planen, Familie gründen. Dass Materielles bindet und die Freiheit kleiner werden lässt, habe ich nur am Rande wahrgenommen. Die Lust am Leben überwog. Ich hatte auch fast keine Zeit mehr, über die Richtung nachzudenken, die mein Leben nahm. Es war durchgetaktet, wurde durchgetaktet, aber immer weniger selbstbestimmt.
In dieses Leben hinein kam ein neues Licht.
Und dieses Licht, meine kleine Tochter, brachte uns viel Reflexion über das tägliche Essen. Woher es kommt, woraus es besteht und wie es in uns wirkt. Wir begannen bewusster einzukaufen, lasen die Etiketten genauer, versuchten uns an biologisch und regional erzeugten Lebensmitteln. Auch wurde der Gemüseanteil auf unserem Speiseplan immer größer.
Ein Essen ohne Fleisch ist doch kein Essen!
Aber ganz auf Fleisch zu verzichten konnte speziell ich mir nicht vorstellen. Ein Essen ohne Fleisch ist doch kein Essen. Dazu hatten wir das Gefühl, unserer Tochter Fleischprodukte anbieten zu müssen. Sicherheitshalber, schließlich wollten wir, dass es ihr an nichts mangelt. Nachdem unsere Küche zunehmend von der indischen Kochkultur beeinflusst wurde, nahm der Fleischkonsum immer weiter ab. Der Schritt zu einer vollkommen fleischfreien Ernährungsweise kam einige Jahre später, im Jahr 2015.
Durch das vegetarische Essen verspürte ich eine deutliche Zunahme meiner Vitalität. Nach dem Mittagessen hatte ich keine Fressnarkose mehr, so wie das früher oft der Fall war. Mein Körpergewicht reduzierte sich um fast 15 Kilogramm und Entzündungen des Zahnfleisches kenne ich seitdem fast gar nicht mehr.
?Nachhaltige Ernährung?
Es war nur konsequent weitergedacht, als wir unsere evolutionär angeeigneten Ernährungsprinzipien auf Nachhaltigkeit prüften. Zuerst führten wir uns vor Augen, was genau denn Nachhaltigkeit im Bezug auf Ernährung bedeutet.
Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung nach Dr. Karl von Körber
- Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
- Ökologisch erzeugte Lebensmittel
- Regionale und saisonale Erzeugnisse
- Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel
- Fair gehandelte Lebensmittel
- Ressourcenschonendes Haushalten
- Genussvolle und bekömmliche Speisen
Wie sind diese Grundsätze umzusetzen?
Die Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel ist für Vegetarier leicht. Ein Freund der Massentierhaltung konnte ich redlichen Gewissens ohnehin nicht sein: Tiere, die leiden, ein enormer Wasserverbrauch und Kohlendioxidausstoß und ein riesiger »Veredelungsverlust« an Getreide, das zu Futtermittel wird. Wer auf Fleisch nicht ganz verzichten möchte, sollte wenigstens versuchen, nur auf Fleisch aus ökologischer, artgerechter und regionaler Haltung zurückzugreifen.
Alles bio?
Richtig ökologisch erzeugte Lebensmittel sind bei dem heutigen Bio-Siegelwirrwar nicht einfach zu erkennen. Nach unserer Überzeugung: Im Zweifelsfall Demeter, denn da gelten die strengsten Regeln. Wir bauen in unserem Garten eine gewisse Menge von Salat, Obst, Beeren und Gemüse selbst nach biologischen Grundsätzen an. Darüber hinaus vertrauen wir unseren lokalen Bioanbietern auf den Märkten.
Wann gibt es was?
Um regional und saisonal einzukaufen zu können, sind Saisonkalender für Gemüse, Obst und Salat hilfreich. Richtet man sich danach, wird es im Frühling meist ein wenig eng. Die lagerfähigen Sorten gehen aus und das neu Angebaute ist noch nicht erntereif. Wir weichen in dieser Zeit auf Biogemüse aus Italien oder Spanien aus, auch wenn das nicht mehr so ganz regional ist und. Regionalität verspricht qualitativ hochwertige Lebensmittel mit hohem Ernährungswert, weil sie reif geerntet und schnell beim Endverbraucher sein können. Daneben schonen wir mit regionalen Produkten die Umwelt; weniger Transportkilometer bedeuten auch weniger Kohlendioxid in der Atmosphäre.
Selber kochen.
Die Bevorzugung von gering verarbeiteten Lebensmitteln führt einerseits zu weniger Müll bei Vorverpackungen, andererseits nehmen wir weniger Zusatzstoffe, wie Emulgatoren, Antioxidantien oder Geschmacksverstärker zu uns. Wer seine Mahlzeiten selbst zubereitet, weiß, was »drin« ist. Außerdem macht selber Kochen richtig Spaß … manchmal wenigstens.
Überlegt einkaufen.
Fairer Handel ist aus sozialen Gesichtspunkten beachtenswert. Das bedeutet für uns, möglichst erzeugernah einzukaufen. Und das nicht nur bei Kaffee und Kakao.
Ressourcenschonendes Haushalten bedeutet möglichst verpackungsarm einkaufen, nichts wegwerfen, Reste weiterverwerten, wenig einfrieren und wenig kühlen. Der Haken an der Geschichte ist: Wir müssen öfter einkaufen gehen.
Es muss immer noch schmecken.
Der Spaß soll an der ganzen Sache nicht zu kurz kommen. Genussvolle und bekömmliche Speisen – ein Prinzip, für das wir alle doch immer zu haben sind.
Wie hältst du es mit nachhaltiger Ernährung? Teile deine Erfahrungen mit uns! Wir freuen uns über jeden Kommentar.
(Foto: unsplash.com)
Autor, Fotograf, Blogger und Initiator von 24notes, dem Magazin für Literatur, Fotografie und der Kunst, das Leben zu verstehen.
Sandro Mauder
Posted at 12:24h, 20 FebruarLieber Dieter,
ich finde die Seite super. Ich bin leider auch noch ziemlich durchgetaktet, schaffe mir aber mehr und mehr Freizeit-Inseln was mir gut tut.
Welche Bücher haben mich in den letzten 2 Jahren beeindruckt, dann diese :
– Die 7 Geheimnisse der Schildkröte
– Ziemlich bester Schurke
– Blick in die Ewigkeit
– Stell Dir vor, kreativ visualisieren
ich wünsch Dir und Deiner Familie Glück, Erfüllung, Gesundheit, und ganz viele tolle Flüge !
Dieter Brehm
Posted at 13:41h, 20 FebruarServus Sandro,
vielen Dank für dein Lob. Die Bücher, die du nennst, zielen alle auf eine bewusstere Wahrnehmung des Lebens in der Gegenwart. Ich denke, du bist auf einem guten Weg. Gehen wir in nachhaltig -;)