30 Jun Monschau
„Monschau“ von Steffen Kopetzky – Ein Roman über eine Pocken-Epidemie in der Eifel als historisches Pendant zur Corona-Epidemie?
Pockenepidemie im Nachkriegsdeutschland
Im Februar 1962 bricht im winterlichen Monschau in der Eifel die hochansteckende und lebensgefährliche Pockenkrankheit aus. Ein Monteur der Rither-Werke, Hauptarbeitgeber der strukurschwachen Eifel-Gegend, hat sie von einem Arbeitseinsatz aus Indien mitgebracht. Das Jahr 1962 war in politischer Hinsicht durch das nukleare Wettrüsten der USA und der Sowjetunion, die eskalierende Kuba-Krise und das „Wirtschaftswunder“ unter Konrad Adenauer als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gekennzeichnet.
Der Rither-Geschäftsführer Direktor Seuss will das Werk, trotz der Pockenfälle auch in seinem Betrieb, unbedingt geöffnet lassen, da es weltweit gut im Geschäft ist. Zwei Virologen aus Düsseldorf, einer der junge Grieche Nikolaos Spyridakis, der andere Professor Stüttgen aber schicken im Auftrag der Landesregierung die Menschen in Quarantäne, das Krankenhaus darf nicht mehr betreten werden, der beginnende Karneval im Ort wird verboten. Aber die Monschauer wollen sich den Karneval durch die drohende Epidemie nicht nehmen lassen und feiern im benachbarten Düren.
links: Stadtansicht Monschau, mittig und rechts: die Unternehmervilla
…mit historisch wahrem Hintergrund
Der 2. Weltkrieg ist erst seit 17 Jahren vorbei, Alt-Nazis mischen noch überall in Politik und Wirtschaft mit. Vera Rither, die reiche Alleinerbin der Werke, studiert in Paris und lebt ein wenig avantgardistisch. Sie hat mit ihrem Erbe andere Pläne als Direktor Seuss, will das Erbe als Stiftung an die TH Aachen geben.
Vera ist zufällig in Monschau, als die Pocken ausbrechen. Der junge griechische Arzt Spyridakis wird in der Gäste-Wohnung der Unternehmervilla untergebracht. Vera und er entdecken, dass sie mehr miteinander verbindet als die Liebe zur Jazzmusik von Miles Davis. Es entwickelt sich zwischen beiden eine Liebe im Ausnahmezustand, da das Pocken-Virus um sich greift. Nikolaos fährt als Betriebsarzt der Rither-Werke auf Visite zu den Patienten raus aufs tief verschneite Land, geschützt durch einen Stahlarbeiteranzug.
Steffen Kopetzky hat mit „Monschau“ einen Roman mit einer Mischung aus Fiction und gut recherchierten historischen Fakten geschrieben, der dem Leser z.T. kaum bekannte Kapitel der der deutschen Nachkriegsgeschichte vorstellt, somit hat er auch eine hochpolitische Komponente. Kopetzky verzichtet bewusst auf dramatische Effekte, gibt auch Action nicht zu viel Raum.
Der lesenswerte Roman, der in einer Pocken-Epidemie spielt, erinnert den Leser fatal an den Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland im Frühjahr 2020.
Zum Autor
Steffen Kopetzky wurde 1971 geboren, schreibt Romane, Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke und lebt in Pfaffenhofen in Bayern. Sein Roman „Risiko“ von 2015 stand monatelang auf den Bestellerlisten, ebenso wurde „Propaganda“ im Jahre 2019 zum Bestseller.
(Rowohlt, 22 Euro)
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„Fotografie aller ART“ heißt seine Devise. Das heißt, er fotografiert (fast) alles und bearbeitet es ggf. auch künstlerisch. Er fotografiert ausschließlich digital. Fotografische Schwerpunkte: Architektur-, People- u. Porträt-, abstrakte kreative Fotografie, Street-, Industrie- u.a. Fotografie und Fotomontagen.
Seine Foto-Homepage mit nach Themen gegliederten Alben ist unter dem folgenden Link zu erreichen: http://portfolio.fotocommunity.de/juergens-fotos
In der fotocommunity.de findet man ihn unter: https://www.fotocommunity.de/fotograf/juergen-michael-walter-kemper/687536
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