04 Aug Magic City – Streetart in München
Natürlich war mir diese Kunst nicht ganz fremd. Sie ist ja allgegenwärtig – am meisten in Form dieser »seltsamen« Namenszüge unterhalb von Brücken, in Unterführungen oder an Verteilerkästen. Und nicht nur in der Großstadt, sondern auch auf dem Land. Ab und zu traf ich in der Stadt auf ein über die ganze Häuserfassade angebrachtes Bild. Gerade diese riesige, etwas comicähnliche Straßenkunst finde ich faszinierend. Mit dem Rest konnte ich bislang nicht allzu viel anfangen. Genauso wenig die Musik, die in der einschlägigen Szene verbreitet ist – sprich Rap und HipHop.
Kleine Randnotiz: »The Message« von Grandmaster Flash und »Rockit« von Herbie Hancock finde ich bis heute klasse…
»Magic City« in der Kleinen Olympiahalle
Dann kam vor einiger Zeit eine Schau nach München mit dem Namen »Magic City«. Dort geht es genau um diese spezielle Kunst. Vor zwei Wochen bin ich da mal hin. Ich machte Nägel mit Köpfen und kaufte eine Dauerkarte für 30 Euro. Beim zweiten Besuch ist diese bereits abbezahlt. Und als Einheimischer kann man locker öfter hingehen. Enttäuscht war ich nicht, im Gegenteil. Ich fand in der Kleinen Olympiahalle ganz unterschiedliche und witzige Formen der Streetart. Nicht nur »masterpieces«, »murals« etc., sondern auch Erklärungen, was diese Begriffe bedeuten. Und mir wurde klar, dass Streetart weit mehr ist als nur Graffiti. Da gibt es Sachen, von denen hatte ich bisher nicht einmal die leiseste Ahnung.
In New York fing alles an
Heute gibt es diese Kunst überall auf der Welt. Die Ausstellung informiert recht gut über die Entstehungsgeschichte, über die Anfänge in New York. Trotz aller Illegalität und ihrer anarchistischen Aura – oder vielleicht gerade deswegen – schaffte Streetart den Siegeszug rund um den Erdball und ist mittlerweile sogar in China angekommen.
Angesagt, auch in München
Nach Europa und Deutschland schwappte die Welle Anfang der 80er Jahre. München war recht bald ein in der Szene angesagtes Pflaster. Wer hierüber Näheres erfahren will, wird in der Ausstellung fündig. Inklusive der Probleme dieser Künstler mit der Polizei und den Behörden. Das Sprayen konnte für den Künstler tatsächlich im Gefängnis enden. Natürlich wird auch auf die Arbeitsweise der Künstler eingegangen. Also auf die unterschiedlichen Sprüh- und Maltechniken. Und man sieht: Streetart ist anspruchsvoll, künstlerisch und handwerklich gesehen. Außerdem gibt es diverse Mitmachaktionen in der Kleinen Olympiahalle, bei denen der Besucher selbst aktiv werden kann.
Auch heute noch haben es die Künstler oft nicht leicht
Und wie sieht es heute aus? Auch wenn sich die Künstler oftmals am Rande der Legalität bewegen, kann man Streetart zumindest aus den Großstädten nicht mehr wegdenken. Die Kommunen bemühen sich zwar etwas mehr um die Künstler als früher, leicht haben sie es aber immer noch nicht. Oft gibt es zwischen beiden Seiten ein nerviges Hin und Her. Und »wildes« Sprayen ist nach wie vor illegal.
Ich finde, dass gerade eine Ausstellung wie »Magic City« einen Beitrag leisten kann, damit Streetart Künstler ihren verdienten Platz in der Gesellschaft finden. Gute Besucherzahlen gibt es schon einmal. An der Bayerstraße entsteht zurzeit ein »mural« – sogar mit einem politischen Thema: dem Münchner Hitler-Attentäter Georg Elser. Die Medien zeigen immerhin reges Interesse daran. Ich bin hingefahren: es ist schon so gut wie fertig.
Streetart’s Future Will Be Magic
Würde ich mir wünschen. Vor allem, dass es bei den Leuten noch besser akzeptiert wird. Die Städte werden davon weder grauer noch hässlicher. Ich bin davon überzeugt: wenn die Künstler mehr Flächen zum Bearbeiten bekommen, dann kann die Entwicklung der Streetart richtig spannend werden. Wohin sie steuern wird, das ist momentan nicht absehbar. Dass es genial wird, daran glaube ich aber sicher.
Streetart fotografieren
Als Fotograf habe ich zwar immer wieder mal Aufnahmen von dieser Kunstart gemacht. Aber erst seit kurzem gehe ich gezielt auf Streetart zu. Einige dieser Bilder zeige ich hier auf 24notes. Bis ich ganz München komplett abgegrast und dokumentiert habe, da wird wohl noch viel Zeit ins Land gehen. Die Bilder aber können nur das Aroma vermitteln. Komplett auskosten lässt sich Streetart nur im Original.
!Deswegen: Hingehen
Auch in der Ausstellung lohnt das Fotografieren und der Veranstalter macht sogar darauf aufmerksam. Leider darf ich diese Bilder hier nicht veröffentlichen.
Wie gesagt, Streetart lebt vom originären Eindruck an Ihrem Standort, nämlich auf der Straße und im öffentlichen Raum. Genau das gilt auch für die »Magic City«. Bis zum 3.September 2017 ist noch Zeit dafür.
Jetzt während der Sommerferien eine gute Sache für die ganze Familie, auch jederzeit mit kleinen Kindern. Auch bei schlechtem Wetter.
Bei gutem Wetter lässt sich das ganze super mit einem Besuch des Münchener Olympiaparks kombinieren. Wie wäre es einmal mit München von oben und einer Fahrt auf den Olympiaturm? Oder ab 3.August 2017 mit einem Besuch des Sommerfests im Olympiapark?
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
Janna | KeJas-BlogBuch
Posted at 20:11h, 20 AugustDank der tollen Aktion von Mareike nun hier gelandet 😉 Und mich direkt in diesen Beitrag verliebt! Streetart – wenn sie gut gemacht ist – kann ein Stadtviertel wirklich aufwerten, politische Äußerungen vertreten und einfach wunderschön anzusehen sein! Mein erster Kontakt damit vor Jahren war einer der bekanntesten: Banksy und bin bei meinem zweiten London-Besuch gezielt auf die Suche gegangen – und haben dabei noch so viele andere tolle Werke entdeckt!
Wünsche einen feinen Sonntagabend!
Janna