28 Mrz Krautiges…
Der Begriff sagt alles, und zugleich nichts. Krautig war Anfang der 70ern was eben bei den Krauts entstanden ist. Aber entdeckt wurde diese Mucke, die zwar in Deutschland gemacht wurde von einigen Radio DJs auf der anderen Seite des Ärmelkanals, nämlich in Great Britain. Ja, das ist wirklich passiert – auch wenn England neben Amerika die international durchschlagendste Musikszene hatte. Mit dieser Musik bekam Deutschland erstmals so etwas wie Anschluss an jene internationale Popszene. Ob wohl es letztlich so etwas wie eine Krautrockszene überhaupt gar nicht gab. Und das, was sich Krautrock nannte vom Stil her derart grundverschieden war, dass man eigentlich den Kopf schütteln musste, dass man diese Bands alle unter einen Oberbegriff gepackt hatte. Was hatten die Bands, die damals unter die Kategorie fielen also gemein? Sie kamen alle aus Deutschland, aber darüber hinaus…wirklich absolut nichts. Der ganze Zauber dauerte ein paar Jahre, dann verschwand das Ganze erst mal in der Versenkung
…Rolling Stone Magazine…
Ein paar Sachen kannte ich ganz einfach. „Autobahn“ von Kraftwerk etwa war ja wirklich ein Dauerbrenner geworden und ist bis heute ein Klassiker. Aber auf das meiste bin ich erst gestoßen, als vor längerem einmal das Rolling Stone Magazine eine Beilagen CD mit eben jener „Kategorie“ von Musik veröffentlichte (siehe Beitragsbild). Zur gleichen Zeit etwa wurde im Fernsehen in verschiedenen dritten Programmen der ARD die Serie „Kraut und Rüben“ gesendet…in der recht viele bekannte und auch weniger bekannte dieser deutschen Bands aus den 70ern vorgestellt wurden. Und da tauchten dann Namen auf, die mir zum Teil durchaus vertraut waren.
…Krautrocker…unterschiedlicher geht nicht…
Alle kann ich hier gar nicht auflisten, also nur ein paar Beispiele…da waren bekannte Namen wie „Ton Steine Scherben“, die bekannte Berliner Truppe mit dem Frontmann Rio Reiser, „Floh de Cologne“ eine Kölner Truppe mit politischen Texten aus dem linksradikalen Spektrum, aber andererseits auch „Franz K.“ Ruhrpott Rock pur, bekannt u.a. die Songs „Bock auf Rock“ oder etwa der Stones Klassiker „Satisfaction“ auf Deutsch mit dem Titel „Geh zum Teufel“. Klassischer Rock in englischer Sprache kam dagegen z.B. von „Kin Ping Meh“ einer Mannheimer Gruppe, vom Stil her irgendwo zwischen Uriah Heep und Bad Company, oder auch Birth Control, mit ihrem weitbekannten Klassiker „Gamma Ray“. Weiter gab es zahlreiche Progressive Rock Bands (wie etwa „Novalis“), und allem voran auch experimentelle und elektronische Musik wie etwa von Klaus Schulze…und allem voran der legendären Band „Can“.
Völlig unmöglich hier alle aufzuführen. Entdeckt in Great Britain…im weiteren Verlauf allerdings sehr wohl auch in deutschen Landen erfolgreich. Einiges davon bis heute! Vier Alben mit dieser Kategorie von Musik möchte ich hier vorstellen.
„Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn“
„Autobahn“ von Kraftwerk. Wenn man in der „Kategorie“ Krautrock so etwas wie DEN großen Albumklassiker sucht, dann wäre jenes Album dieser vier Mannen aus Düsseldorf zumindest einer der ganzen heißen Kandidaten. Computermusik, damals war das noch ziemlich strange. Kraftwerk gehörte hier zu den Pionieren. Der Motor wird gezündet…und ab geht die Fahrt auf der Autobahn, eine ganze Plattenseite lang (CDs waren zu dieser Zeit noch genauso Zukunftsmusik wie mp3s). Auch die B Seite mit ähnlicher Musik…die damals wie gesagt komplettes Neuland war.
Grobschnitt „Solar Music“
Grobschnitt war grundsätzlich erst mal eine etwas clownhafte Rocktruppe, die, wie ich den Eindruck hatte, als ich die Aufnahmen im Fernsehen sah sich selbst auch nicht richtig ernst nahm. Dadaistische Texte tun dabei noch ihr übriges zu diesem Image…auch wenn die Band im Lauf der Zeit immer häufiger auch Texte mit brisanten und politischen Themen aufgegriffen hat.
Was die Truppe aber einzigartig machte, war das von der Dauer nicht festgelegte Mammutstück „Solar Music“, das sie nach eigenen Angaben auf jedem ihrer Konzerte gespielt hat. Das Besondere: das Instrumentalstück änderte sich bei jedem Konzert, keine Version glich der anderen, Mindestdauer ca. eine halbe Stunde…so richtig weiß ich das nicht…und wahrscheinlich tun das nicht mal die Mitglieder der Band. Soli aller Musiker und eine Portion Improvisation, der Wechsel zwischen harten Rockpassagen zu andererseits meditativen Sphärenklängen machten das Stück aus. Eine Sache die ich an dieser Stelle noch erwähnen möchte ist ein gesprochener Satz, den die Musiker in der Mitte des halbstündigen Instrumentalstücks einwarfen: „Wir möchten es nicht versäumen, Sie darauf hinzuweisen, dass der künstliche Nebel, den Sie bereits seit zehn Minuten einatmen, eine äußerst giftige Substanz darstellt, die bereits nach wenigen Augenblicken zur Bewusstlosigkeit und zum Tode führen kann. Wir danken Ihnen für das Vertrauen, das Sie uns entgegengebracht haben …“
Zwischenzeitlich gibt es zahlreiche Alben mit Aufnahmen dieses ständig veränderten Rockklassikers. Reinhören lohnt sich.
„Ougenweide“
…eine Hamburger Truppe, die sich schon in den 70er Jahren mit folkrocklastiger Mittelaltermusik beschäftige, wenngleich sie sich nicht darauf beschränkten. Dabei verwendete man zum Teil vorgegebene Texte, von Walther von der Vogelweide bis hin zu Goethe, aber auch selbst geschriebene ins Schema passende Texte. Nicht vergleichbar mit der heutzutage gängigen Mittelaltermusik, schon eher etwas für diejenigen, die vergleichbare Musik aus eben jener Zeit mögen, wie etwa „Fairport Convention“ „Steeleye Span“ oder „Clannad“. Ich selbst besitze von Ougenweide nur ein „Best of“ Album, wo ich aber immer wieder gerne rein höre.
„Anyone’s Daughter“ „Piktors Verwandlungen“
Progressive Rock made in Stuttgart. Dabei war u.a. der heute in der Truppe von Heinz Rudolf Kunze aktive Matthias Ulmer. Der Name der Band geht übrigens auf einen Songtitel von „Deep Purple“ zurück…erschienen auf deren erfolgreichem Album „Fireball“.
Man spielte in einem Stil, der etwa vergleichbar mit dem der früheren Genesis Alben ist, etwa der Alben, bei denen noch Peter Gabriel mit von der Partie war oder der früheren Alben mit Phil Collins. Gesungen wurde anfangs auf Englisch, besonders bekannt wurde der Song „Moria“
Die späteren, und für mein Dafürhalten interessanteren Alben wurden in deutscher Sprache aufgenommen. Mein Lieblingsstück der Truppe befindet sich auf dem Album „In Blau“, stilistisch auch mit Elementen des Symphonic Rock. Auch wenn das Stück ein sehr ernstes Thema anspricht. „Tanz und Tod“ beschäftigt sich mit dem Thema des Sterbens, angelehnt auch an das Märchen „Der Kaiser und die Nachtigall“ von Hans Christian Andersen.
Auf einem weiteren Album beschäftigte sich „Anyone’s Daughter“ mit einem Märchen von Hermann Hesse: Piktors Verwandlungen. Sieben Sätze, dazwischen werden Auszüge aus dem Hessetext mit leiser Hintergrundmusik vorgetragen. Schwer zu bekommen, aber absolut hörenswert
So, das war es jetzt erst Mal. Darüber hinaus besitze ich noch sehr viele weitere Alben mit Musik aus dieser Zeit. Musikalisch extrem vielseitig, mitunter, wie wir hier bereits gesehen haben auch extrem anspruchsvolle Musik.
Um keine Artikel zu verpassen, kannst Du Dich hier mit mir verbinden: RSS-Feed, Facebook, Twitter
Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
No Comments