30 März Keith Jarrett…und Köln
Piano pur. Köln am Rhein. Der Amerikaner Keith Jarrett spielte vor 50 Jahren dort sein wohl legendärstes Album ein. Ein Live Konzertmitschnitt wurde zu seinem definitiv erfolgreichsten Album, ja vielleicht zum erfolgreichsten Jazzalbum aller Zeiten schlechthin. Zumindest das bekannteste Solo Jazzalbum. Auch viele, die ansonsten wenig bis gar nichts mit Jazz am Hut haben kennen dieses legendäre Album. Erschienen beim Label ECM Records – mit Sitz in München. Man sieht: auch was Jazz angeht ist München ein Hotspot, nicht nur im Rock Genre. Das Album mit seinem berühmten SW Cover war und ist Kult…besser gesagt sowohl Verpackung und Musik
Fifty years after…
… hat die Klaviermusik Keith Jarretts immer noch nichts von ihrem Glanz verloren, was auch ganz erheblich dieser jenen Plattenaufnahme vom 24.Januar 1975 zu verdanken ist. Plus natürlich zahlreichen weiteren Soloalben und auch vielen Gemeinschaftsprojekten mit anderen Jazzgrößen, wie etwa dem Norweger Jan Garbarek, dem Kontrabassisten Gary Peacock oder dem Schlagzeuger Paul Motian. Und natürlich den Plattenaufnahmen, die er in der Band von Miles Davis gemacht hat, denen er Ende 60er/Anfang 70er seinen Durchbruch zu verdanken hat, wo er allerdings überwiegend E-Piano oder Orgel gespielt hat.
Klassik…
Auch Klassik ist bei unserem Pianisten keineswegs verpönt; es gibt auch eine ganze Reihe von Alben mit klassischer Musik, wobei er insbesondere von Johann Sebastian Bach angetan ist. Hier und da greift er auch bei einem Cembalo und sogar bei einer Kirchenorgel in die Tasten. Der Pianist war stets mehr oder weniger erfolgsverwöhnt, aber nichts wurde von „The Köln Concert“ übertroffen. Obwohl diese Aufnahme keineswegs sein größter persönlicher Favorit ist.
Husten im Konzert
Berüchtigt ist Keith Jarrett dafür, dass er während eines Konzerts aufhörte zu spielen, sollte jemand im Publikum Husten. Keith Jarrett pflegt eine Erwartungshalten, die er an sich selbst stellt, und auch an sein Publikum. Was er zum Besten gibt, das ist entsteht erst beim jeweiligen Konzert.
Wie ich allerdings bei der Recherche zu diesem Beitrag erfahren habe wird es aller Voraussicht nach keine Live Konzerte mit dem Pianisten mehr geben. Er erlitt vor einigen Jahren zwei Schlaganfälle und ist seither nicht mehr in der Lage richtig Klavier zu spielen, geschweige denn auf eine weitere Tournee zu gehen. Allem zum Trotz: auf seinen sehr zahlreichen Alben bleibt seine Musik verewigt!
Solokonzerte
Solokonzerte waren ein Markenzeichen von Keith Jarrett. Abgesehen von den Zugaben bestanden sie aus Improvisationen des Künstlers, mit einer recht großen Bandbreite. Diese reichte von fetzigen Pianojazz bis hin zu mitunter recht zärtlichen Melodien, von extrem chaotischer bis hin zu sehr eingängiger Musik. Am Schluss gab es meist so ein bis drei Zugaben mit bekannten Jazzstandards, wie etwa „Answer me“ oder „Over the rainbow“. Allerdings noch nicht am 24.Januar 1975 in Köln.
Schwer zu sagen, welches Konzert nun wirklich das Beste war. Hängt wohl auch vom persönlichen Geschmack ab. Mir persönlich gefällt neben dem Köln Concert noch etwa das Konzert in der Mailänder Scala aus dem Jahr 1997, oder das Konzert „La Fenice“ aus dem Jahr 2018. Mehr oder weniger interessante Einzelstücke gibt es nach meinem Geschmack auf allen Soloalben, soweit ich sie kenne…nein, ich kenne sie nicht alle. Aber ich besitze einige von ihnen als CD.
Köln 75
Ja, und jetzt gibt es einen Kinofilm…jedoch ohne die Musik mit Keith Jarrett, es gab keine Genehmigung dafür. Es geht in dem Film auch weniger um die Musik, sondern viel mehr um die haarsträubende Vorgeschichte der ganzen Sache. Und einer weiblichen Heldin namens Vera Brandes, die sich für das Konzert ins Zeugs legt.
Ich habe mir den Film mal angesehen. Intelligente Unterhaltung…und ja, wir bekommen eine Ahnung, wie es damals um den Jazz stand. Nämlich nicht wirklich gut. Und es brauchte eben den großen Keith Jarrett und seinen Produzenten Manfred Eicher, dass es so etwas wie eine kleine Jazz Renaissance gab. Und eine junge Frau, die sich um jeden Preis dafür einsetzte, dass das legendäre Konzert in Köln am Abend des 24.Januar 1975 stattfinden konnte. Um 23 Uhr, in einer ausverkauften Kölner Oper!
Dass die Original Musik nicht verwendet werden durfte finde ich sehr schade. Vor allem wenn ich feststellen darf und muss, dass fast alle dieser Solokonzerte auf YouTube abgerufen werden können. Allem zum Trotz: der Film ist gelungen…und die musikalischen Darbietungen im Film, die zwar von anderen Künstlern performt werden, die können sich allemal hören lassen.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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