Freitagabend ist im Anmarsch - 24notes
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Schattenmann Minimalismus

Freitagabend ist im Anmarsch

Kennt ihr das nicht auch? Diese Aufbruchsstimmung, die sich leise schon am frühen Morgen bemerkbar macht?. Vorausgesetzt, es ist Freitag. Freitagmorgen. Die Aussicht auf das Dolce Far Niente des kommenden Wochenendes liegt wundersam in der würzigen kühlen Morgenluft. Beschwingt gehst du aus dem Haus, die Arbeit geht effektiv und leicht von der Hand…

?Wann und wo findet das richtige Leben statt?

Warum kann das nicht jeden Tag so sein? Was hindert uns daran, das Leben so zu leben, als ob jeden Tag Freitag wäre? Endlich Wochenende – dieser Zufluchtshort für Körper und Seele, Zeit und Ort, wo das wahre Leben stattfinden kann. Doch halt! Woraus besteht denn, genau betrachtet, dieses wundersame wahre Leben? Ist es ein Leben außerhalb des Alltages? Etwas, das andere stets, und wir (gefühlt) nie erleben? Meine Samstage sind nämlich zumeist mit Alltäglichem überfrachtet: Kleinreparaturen zu Hause, Einkaufen in der Stadt, Gartenarbeit, Essen kochen, Küche aufräumen und vieles mehr. Also bleibt noch der Sonntag. Nun, zumindest der Sonntag beginnt meist doch in der gewünschten Weise: nämlich mit Ausschlafen. Wenigstens dann, wenn meine große Tochter  nicht auf den Reiterhof oder der Hund unbedingt raus will… Und dann hat der Sonntag noch das unvermeidliche Problem, dass tags darauf schon wieder Montag ist. Also spätestens nachmittags ist die Laune wieder am Sinken, die Gedanken drehen sich schon wieder um die Ansprüche des nächsten Tages, der nächsten Woche.

!Die beste Zeit meines Lebens besteht aus Freitagen.

Ich kann daraus folgendes Fazit ziehen: Die beste Zeit meines Lebens besteht aus Freitagen. Freitagabende, im speziellen. Nun kenne ich deine Ansicht nicht, allein war mir persönlich die verbliebene Zeitspanne für Glück und Zufriedenheit zu kurz. Es musste sich was ändern. Natürlich kam mir der Gedanke, Dinge aus meinem Leben zu streichen, die ich eigentlich gar nicht brauche. Entfrachtung war das Stichwort – ein schlanker Terminkalender als Garant für ein glücklicheres Leben. Doch leider hat die heuristische wie auch die analytische Betrachtung der Familientermine zu Tage gebracht, dass rein gar nichts zur Disposition steht kann; jedes Familienmitglied hatte seine berechtigten Minimalansprüche angemeldet. Das unvermeidliche Resultat ergibt sich bei einem 5-Personenhaushalt mit Hund durch schlichte Addition und führt zwingend zu der gegebenen Terminfülle.

>Verzicht wirkt befreiend.

Nun denn. Wenn sich Termine schon nicht vermeiden lassen, dann wäre es doch vielleicht möglich auf materielle Dinge zu verzichten, deren Beschaffung und Pflege zwei wichtige Ressourcen unseres Lebens beanspruchen: Zeit und Geld. Wenn wir uns folglich materiell einschränkten, ergäbe sich vollautomatisch eine Win-Win-Situation: Wir würden erstens Geld und zweitens Zeit sparen. Und – so die konsequente Logik – wenn wir das Geld für die erst gar nicht beschafften Güter sparten, dann könnte ich sogar entsprechend kürzer Arbeiten gehen. Verlockend, nicht?

Folglich habe ich den Familienrat einberufen und wir haben fleißig Listen gemacht, worauf wir den verzichten können. Genauer gesagt, wir haben es versucht. Speziell den Kindern fiel es sehr schwer etwas Geeignetes zu finden. Auf das Handy verzichten? Nee, das schon gar nicht. Der Fernseher? Lieber doch nicht. Die Waschmaschine? Ja, die vielleicht. Um es kurz zu machen, am Schluss blieb die Kaffeemaschine übrig, schließlich trinken meine Kinder kaum Kaffee. Neue Erkenntnis: Verzicht und minimalistisches Gedankengut ist in unserem Familienverbund nur in homöopathischen Dosen möglich. Minimalistisch Leben ist als Single oder kinderloses Paar sicher einfacher. Aber ich gebe nicht auf. Steter Tropfen höhlt den Stein.

>Annehmen, was da ist.

Mein letzte Lösungsidee war dann die des ZEN: Annehmen, was da ist. Nur vier Worte. Warum können vier Worte nur so schwierig sein. Wie könnte ich diesen Satz in mein Leben integrieren? Folgende Gedanken kamen mir in den Sinn…zum Beispiel, ich sag mal: Abspülen.

Freue dich, denn du bist gesund, lebst in Sicherheit und weitgehendem Wohlstand.

Lehne dich zurück und genieße das Hier und Jetzt.

Gut, das war jetzt doch eher Allgemeingut. Gilt immer, obschon mir diese Grundwahrheiten täglich aus dem Gedächtnis fallen. Nun denn, ich versuche es fallangepasster:

Freue dich, genieße deine Gesundheit, die Sicherheit, den Wohlstand…und das Abspülen. Erlebe es bewusst, als wichtigen Teil deines Lebens.

Lebe bewusst im Hier und Jetzt, sprich: denk beim Abspülen ans Abspülen, mach es zu deinem Herzensprojekt. Lächle und denk nicht dauernd daran, was du NACH dem Abspülen sonst noch Widerwärtiges machen musst.

…gut, ich schrieb oben ja schon, es ist schwierig…erst recht als ich versuchte, meine Kinder an den Segnungen des Abspülens teilhaben zu lassen. Ich sag mal nur so viel: das Lächeln im Gesicht zu behalten war schwierig, aber ich war dafür sehr im Hier und Jetzt.

Es ist ein Kreuz, trotz allen Mühens blieben die Erfolge klein; vielleicht fiel nur ein Schatten dieser schönen Ideologien auf die Lebensrealität meiner Familie. Allein, so schnell gebe ich nicht auf. Der Schattenmann kehrt wieder.

Nun die Frage an euch: Welche Erfahrungen könnt ihr berichten von der Idee der Nachhaltigkeit, des  Minimalismus und der des Zen im Alltag? Welche Tipps könntet ihr mir auf den Weg geben?

(Foto: Geri Barreti, 24notes)

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