26 Mrz Fotopoetry
zur Corona Krise. Anlässlich der Corona-Krise hier ein fotopoetry Sonderbeitrag mit Texten und Bildern. Wir wollen euch damit zum Nachdenken anregen…mit den besten Wünschen an alle : Bleibt gesund! In jeder Hinsicht!
n°1 Kontrollverlust
Ein Gespenst ging um…
dass wir alles planen
und programmieren können
Ein Gespenst ging um…
dass wir unverwundbar sind
solange wir nur keine Schwäche zeigen
Ein Gespenst ging um…
die Raffgier, und nicht nur das Geld
regierten mit eiserner Faust die Welt
Ein Gespenst ging um…
keiner von uns ist ein Gott
irgendwann sind wir alle tot
Ein Gespenst ging um…
niemals waren wir als Götter geboren
jetzt aber
haben wir die Kontrolle
über eine Sache verloren
Geri Barreti
n° 2 Corona – Nacht
Insomnia / hits the brain / I swallow the darkness / and vomit
Nachtluft macht frei. Die Dunkelheit pustet den Verstand durch. Was am Tag verboten ist, ist nachts noch denkbar. Konspirative Sitzungen werden nachts abgehalten, Revolutionen nach Einbruch der Dunkelheit geplant.
Welche Poesie, wenn der Mond ins Getto kracht! Wenn der Sound der Nacht Gebärdensprache ist! Dann tanzen die Sterne am stummen Firmament, das Auge des Orkans dreht Pirouetten. Eine Sternschnuppe gleitet sanft zu Boden.
Am Tag sind alle Gedanken grau. Wenn die Sonne aufgeht, entleert sich die Seele. Ich gehe schlafen.
Wenn ich innehalte, fliegen mir die Worte zu. Welt gleitet stiller in den Zeiten von Corona. Die Dynamik der Seuche macht die Menschen bewegungslos.
Gelähmte Tage, leere Emotionen. Broken flowers in der zersplitterten Vase. Ich atme mit dem Herzen, solange ich noch Luft bekomme.
Eva Strasser
n° 3 Gestrandet
Das Narrenschiff
mit seiner Milliarden starken Besatzung
ist gestrandet
mit maximaler Geschwindigkeit
auf dem Riff vor der infernalen Küste
entweder die des Landes der gekrönten Mikroben
oder jene des Landes der bodenlosen Hysterie
das spielt hier keine Rolle
Der stolze Ozeanliner
mit dem Namen „Höher Schneller Weiter“
ist nun auf Grund gelaufen
um das schändliche Schiff wäre es gar nicht schade
nur um seine Passagiere
die mit an Bord waren
auf dieser Odyssee des kollektiven Größenwahns
Bleibt zu hoffen
dass möglichst viele Überlebende es schaffen
heil an Land zu schwimmen
und bei der nächsten Chance
die vielleicht die letzte sein wird
denjenigen Leuten das Sagen lässt
die wirklich das Rückgrat der Gesellschaft sind
geben wir ihnen eine Chance
unsere große Maulhelden
nach deren Pfeife wir alle tanzten
die haben längst
das sinkende Schiff verlassen
zusammen mit den Ratten
und sind jämmerlich ertrunken
Also keine Angst…
Geri Barreti
Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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