09 Feb Eine faszinierende Reise durch die Mongolei, Teil 2
Eine spannende Reise durch ein faszinierendes Land
Hier nun der zweite Teil der Reportage von Bernhard Schwendemann über seine Reise durch die Mongolei. Der ersten Teil erschien hier auf 24notes.
…dann kommen wir nach Kharakorum, der alten Hauptstadt der Mongolei. Ein kleiner Kulturschock für uns, so „viele“ Touristen – wir haben uns an Einsamkeit schon gut gewöhnt. Eindrucksvoll zu erfahren, dass es hier vor achthundert Jahren schon Handwerker und Händler aus aller Welt gab – und dafür friedlich vereint in einer Stadt buddhistische Tempel, Moscheen und christliche Kirchen gab. Abends im Jurten-Camp trat eine traditionelle, mongolische Band auf, eine spannende Musik, vor allem der Kehlkopfgesang und die Pferdekopfgeige.
Nomaden und Fleisch, das gehämmert wird
Am nächsten Tag besuchten wir eine Nomadenfamilie. Sie baut auch heute noch alle drei Monate ihre Jurte ab, packt sie auf einen kleinen Lieferwagen und zieht mit Sack und Pack zu einem neuen Weideplatz für ihre Tiere. Zur Begrüßung gibt es immer Airag, vergorene Stutenmilch. Die Frau kochte für uns frisch gemachte Nudeln mit Trockenfleisch, das gehämmert und dann eingeweicht wird. Vater und Mutter waren knapp über dreißig, die Kinder 9, 6, 3 Jahre und 5 Monate – alles Buben. Die beiden Größeren schlafen zusammen in einem Bett, Papa mit dem Zweitkleinsten und Mama mit dem Kleinsten.
Die beiden Größeren müssen mithelfen, der Neunjährige spaltet sogar schon fachgerecht das Holz für den Herd. Ein Fernseher gab es in dieser Jurte (ausnahmsweise) nicht, der stand in der übernächsten bei den Großeltern. Die Jurte dazwischen enthält all die notwendigen Geräte, so auch den Brennofen, um aus der vergorenen Stutenmilch Schnaps zu brennen. Auf dem Dach liegen Bretter, auf denen Joghurt trocknet.
Ein Kloster und ein Vulkan
Weiter ging es über das Kloster Tuvkhun, das hoch in den Bergen liegt, zum erloschenen Vulkan Khorgo. Abends kurzes Schwimmen im eiskalten See vor unserem Jurten-Camp. Wir haben endgültig die kargen Landschaften verlassen, hier ist es nun grün, es gibt Gewässer und Wälder.
Ein dramatischer Tag folgt auf diesen eher idyllischen. Wir kommen in ein kleines Dörfchen, könnte früher im Wildwest gestanden sein. Der Himmel verfinstert sich, Sturmböen blasen den Sand der Dorfstraßen hoch, man sieht die Front kommen. Motorradfahrer und Reiter geben „Gas“ um noch irgendwas Festes und Trockenes zu erreichen. Wir fahren ab, heftiger Regen mit Sturm legt los. Als wir das Unwetter schon hinter uns gelassen haben und auf Halbhöhe dem Pass entgegen fahren, kommt eine Wasserfront das bisher trockene Tal herunter geschossen.
Der Regen, den der Kessel aufgefangen hatte, kommt fast gleichzeitig mit einer hohen Welle tosenden Wassers an. Diese Welle rast das Tal hinunter. Fasziniert und gleichzeitig betroffen von diesem Naturschauspiel stellen wir erleichtert fest, dass wir schon auf der richtigen Talseite und weiter über dem Wasser sind. Die Wassermassen lassen bald schon wieder nach. Eine Herausforderung nun für unseren Fahrer, einen fahrbaren Weg durch die Quertäler zu finden, steil hinunter, steil hinauf und teilweise frisch ausgewaschen.
Später erfahren wir, dass dieses Unwetter einige Jurten und mehrere Masten einer Stromleitung weggespült hat und so Murun, eine der größten Städte der Mongolei, drei Tage ohne Strom war. Angespannt erreichen wir den abgelegenen See Zuun Nuur, hier übernachten wir in 2000 m Höhe im Zelt.
Der Khuvsgul See
Es geht weiter zum Khuvsgul See, dem größte Süßwassersee (135 km lang) der Mongolei, der dicht an Russland grenzt. Wir haben einen „Ruhetag“ mit mongolischen Spielen in der Jurte und einer kleinen Wanderung. Hier machen auch russische Familien Urlaub und da Wochenende ist, kommen auch mehrere mongolische Gruppen ins Camp – sie kochen aber selber, sonst wird es zu teuer für sie. Obwohl schon am Nachmittag viel Alkohol im Spiel ist, wird die Nacht im Camp ruhig.
Zurück…
Ab nun sind wir auf der Rückfahrt. Zunächst vorbei an den eindrucksvollen Hirschsteinen, Hirsche galten als göttlich, weil sie nie den Menschen schadeten, deshalb auch die Darstellung auf den Obelisken, wie sie nach oben streben. Vorbei an heiligen Quellen – es ist Sonntag und viele Mongolen sind hier und erhoffen sich Heilung und Glück – zum erloschenen Vulkan Uran Togoo mit toller Aussicht.
Dann die Besichtigung des gut erhaltenen, eindrucksvollen Klosters Kloster Amarbayasgalant, in dem auch weiterhin buddhistische Mönche leben. Hier fahren wir zum ersten Mal durch riesige Weizenfelder, die für unsere Augen allerdings recht kärglich aussehen. Sonst gibt es in der ganzen Mongolei kaum irgendwo Getreideanbau, die klimatischen Bedingungen sind zu hart, vereinzelt sahen wir an geschützten Plätzen kleine Gemüsefelder.
Und schließlich hat uns der Moloch Ulaanbaatar wieder, hektisch, laut, …. Noch einen Tag in der Großstadt, Shopping (vor allem Kaschmirbekleidung), abends in der Oper ein amerikanisch/deutsches Jazzkonzert mit mongolischen Vorgruppen, Abschied von unseren drei tollen Betreuern und dann am nächsten Morgen in aller Frühe zum Flugplatz und wieder nach Hause.
Bildergalerie zum zweiten Teil der Reise
Ein Film über die Nomaden:
Die Geschichte vom weinenden Kamel (2003), siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Geschichte_vom_weinenden_Kamel
Ein Roman eines mongolischen Schriftstellers über den Nomaden:
Der blaue Himmel, Galsan Tschinag, Suhrkamp 1997 http://www.suhrkamp.de/buecher/der_blaue_himmel_39220.html
Wer mehr über meine Mongolei-Erlebnisse lesen möchte:
Im Blog von 2017 dreht sich alles um die dreiwöchige Reise.
Im Blog von 2015 berichte ich über die Reise nach den WM-Tagen.
Physiker, Freiflieger und jetzt (Un-)Ruheständler. Herausgeber und Chefredakteur des Magazins Thermiksense hat die Mongolei bereist und schreibt über seine Eindrücke als Gastautor für 24notes.
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