03 Nov Die seltsamsten Orte der Welt
Die seltsamsten Orte der Welt von Alastair Bonnett,
Ein geographisches Kuriositätenkabinett zum Entdecken und Verstehen der Welt, 1. Auflage C.H. Beck Paperback 2017
Zwischendurch greife ich auch nach einem Sachbuch. Meine persönlichen Interessen sind dabei Kultur, Geschichte und Geographie. Und um Geographie geht es in dem Buch, das ich hier vorstellen möchte.
Ich habe mir schon wiederholt den Spaß gemacht, den ein oder anderen ausgefallenen Ort bei Google Maps zu „besuchen“ und mir die Fotos anzusehen. Einige der schrägsten Örtlichkeiten waren dabei Baffin Island in der kanadischen Arktis, das Umland von Port Moresby, der Hauptstadt Papua-Neuguineas oder auch das Grenzgebiet zwischen China und Nordkorea. Wohl die wenigsten unter uns würden sich für so etwas interessieren, dachte ich. Und dann fiel mir in den Buchhandlungen wiederholt eine ganze bestimmte Sorte Bücher auf.
auf unserer Erde ist längst noch nicht alles entdeckt
Kuriositäten aus der Erdkunde. Ich weiß es nicht, aber vielleicht haben hier Google Earth & Co eine Marktlücke produziert. Denn viele fragen sich in der heutigen Zeit, ob es auf unserem blauen Planeten tatsächlich noch etwas zu entdecken gibt. Und wenn ja was. Erstaunlich viele Autoren wollen uns auf diese Fragen Antworten geben. Also beschloss auch ich, so ein Buch zu kaufen und zu lesen: „Die seltsamsten Orte der Welt“ von Alastair Bonnet. Warum habe ich mir ausgerechnet dieses Buch ausgesucht? Ganz einfach, weil es als Taschenbuch erhältlich war – ist von Vorteil wenn man viel Tram, S- oder U-Bahn fährt.
?Um was geht es?
Ich war überrascht. Das Buch ist weder für Globetrotter noch für andere vom Fernweh Geplagte geschrieben. Beim Lesen des Buchs kommt auch kaum Fernweh auf. Die Texte sind durchweg Reportagen und keine Reiseberichte. Die ausgewählten Orte sind zwar interessant, aber meist nicht gerade attraktiv. Man darf dabei den Buchtitel wörtlich nehmen: jede der Örtlichkeiten ist in der Tat seltsam, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art.
Geographie für Fortgeschrittene
Es geht bei dem Buch weniger um das Entdecken neuer Landstriche, sondern vielmehr um das Verstehen von bisher vernachlässigten Örtlichkeiten sowie geographischen Phänomenen und deren Bedeutung für die moderne Welt.
So ist hier von mehreren Orten die Rede, die man aus gutem Grund lieber nicht betreten sollte: Sperrgebiete, Orte, an denen es Umweltkatastrophen gab oder wo politische Gründe gegen einen Besuch sprechen. Auch Rückzugsnester für Guerillas oder Piraten kommen zur Sprache. So manche Geschichte lässt einem die Haare zu Berge stehen. Manche der Orte haben sogar gar nie existiert, sind also reine Fantasie. Der Autor betreibt keine Sensationsmache, sondern beleuchtet stets ausführlich und sehr detailliert die Hintergründe und blickt dabei immer über den Tellerrand hinaus. Unnützes Wissen spart er dabei weitgehend aus.
Sehr reich an Details
Das Buch ist vollgepackt mit Fakten und Informationen. Daher ist es nicht gerade die ideale Bettlektüre. Sicher ist es aber auch nicht schwerer zu lesen als die „Süddeutsche“ oder „Die Zeit“. Insgesamt knapp 50 Einzelkapitel – das meiste von dem was Bonnett dabei berichtet war Neuland für mich. Natürlich hatte ich vorher schon etwas von Kappakodien oder vom Berg Athos gehört. Und auch vom Niemandsland rund um den zerstörten Reaktor von Tschernobyl. Aber bei Bonnetts Abhandlungen waren mir zahlreiche Dinge neu.
Ein interessantes Buch, für alle, die einmal wieder ein ausgefallenes Sachbuch lesen wollen. Und auch für alle, die geographisch etwas dazulernen und manches aus der Zeitung besser verstehen möchten.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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