22 Nov Der letzte Satz – von Robert Seethaler
Im Roman „Der letzte Satz“ des österreichischen Schriftstellers Robert Seethaler steht als Person der Komponist Gustav Mahler im Mittelpunkt.
Ende eines Künstlerlebens
Mahler blickt auf einer Rückreise aus der neuen Welt auf sein Leben zurück. Zentral ist dabei das Bild mit dem am Deck sitzenden schwer kranken Komponisten und sein Zusammentreffen mit einer Art „letzten Zeugen“ seines Lebens, einem Schiffsjungen, der den Komponisten mit Tee versorgt und in den Dialog mit ihm tritt…
Der Musiker und sein Leben
Zur Sprache kommt in diesem Rahmen sowohl das Leben Mahlers als Dirigent, hier vornehmlich seine Zeit in Wien und New York, daneben auch die Uraufführung seiner Achten Sinfonie in München, und aber auch sein Leben als Komponist in verschiedenen Facetten. Details zu Mahlers Musik werden weitgehend ausgespart…und das ist auch gut so. Mahlers Werk lässt sich nicht in wenigen Seiten oder gar wenigen Sätzen interpretieren.
Künstlerseele trifft auf starke Frau
Dem Autor geht es in dem Roman auch eher um den Versuch einer Annäherung an eine sensible Künstlerseele, in diesem Fall die eines Musikers. Einer, der mit der Welt und ihren Grausamkeiten nun einmal seine liebe Not hat, angefangen vom Antisemitismus zur Zeit der Jahrhundertwende bis hin zum frühen Tod seiner Tochter, die im Kindesalter verstarb. Diese Künstlerseele traf nun ausgerechnet auf eine der „begehrtesten Damen“ der Wiener Jahrhundertwendegesellschaft, auf Alma Mahler-Werfel, die es mit einem Menschen wie Gustav Mahler es nun einmal war auch nicht leicht hatte. Es kam damit auch zu einer Affäre mit einem Baumeister (auch wenn der Name im Buch nicht ausdrücklich genannt wird), gemeint war wohl der Architekt Walter Gropius, der spätere Leiter am „bauhaus“. Doch zunächst bleibt Alma an der Seite des sensiblen Musikers
…weder Biografie noch Musikinterpretation
Robert Seethaler ging es an dieser Stelle sicher nicht darum, eine neue Biografie über Gustav Mahler zu schreiben. Ebenso wenig wollte der Autor sich in die Musik des Komponisten vertiefen – was ihm einige Kritikpunkte bei Literaturkritikern in der Presse einbrachte. Aber was in Ordnung geht, denn wie gesagt, Mahlers Musik ist kompliziert!
Den Schwerpunkt des Romans bildet der Blick in eine Künstlerseele – und Gustav Mahler schien Robert Seethaler dabei offenbar als passendes Beispiel. Und an dieser Stelle ist Gustav Mahler, so wie ihn den Autor beschreibt auch tatsächlich einer von vielen. Viele große Künstler waren und sind vom Grundmuster her ähnlich gestrickt.
Der Roman ist auf gerade mal 128 Seiten zwar knapp gehalten und gut verständlich geschrieben, aber reich an Inhalt. Er ist keine leichte Kost…und keine Lektüre für nebenbei! Trotzdem unter dem Strich ein lohnendes Buch. Erschienen ist es im Hanser Verlag, Berlin im Juli 2020.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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