13 Mrz Bowie in Warschau – von Dorota Masłowska
David Bowie…der auch nach seinem Tod wie erwartet legendär geblieben ist – ist in diesem Buch ausnahmsweise nur eine Randfigur…
Bowie in Warschau
…ja, er war dort mal auf Durchreise – noch während einer Zeit, in der Polen hinter dem Eisernen Vorhang lag. Auf der Rückreise von Moskau heimwärts – und dort hat er tatsächlich auch eine Schallplatte gekauft…mit polnischer Volksmusik, die ihn zu seinem Stück „Warzawa“ inspiriert hat. Das war’s dann aber mit dem, was tatsächlich mal passiert ist. Genau das bildet zwar den Rahmen der Handlung…der Rest aber ist rein fiktiv – auch die Rolle, die David Bowie beim ganzen Geschehen gespielt haben soll…
Davon ausgehend hat die polnische Autorin Dorota Masłowska ein Buch geschrieben, einen Roman, der allerdings auch viele Elemente eines Theaterstücks aufweist…
Fiktion… was die Handlung angeht, aber…
…nicht was die Zeit und Umgebung anbetrifft, in die die Autorin hier eintaucht, nämlich in das Warschau jener Zeit in der Endphase der sozialistischen Zeit. Dorota Masłowska, geboren 1983 in Warschau hat diese Zeit zwar selbst wohl nicht mehr richtig miterlebt, doch dürfte sie im Umfeld, in dem sie aufwuchs darüber doch sehr vieles noch aus erster Hand erfahren haben.
Es geht um die Sorgen und Nöte der Protagonisten in diesem damals von Tristesse und auch mehr oder weniger von Armut geprägten Warschau. Da ist ein Polizist der zu dieser Zeit gerade einen brutalen Frauenwürger in der Stadt jagt, Mutter und Tochter, zwischen denen eine gerade ordentlich viele Reibereien im Gange sind, weil Tochterherz gerade von der Uni geflogen war …und dann noch einen gescheiterten Schriftsteller, der zwischenzeitlich als Buchhändler arbeitet…und die ehemalige Studentin als Gehilfin eingestellt hat.
Am Ende kommt David Bowie nochmals ins Spiel…aber er schafft es in den Zug, der mit ihm dann auch abfährt.
Kritik
Der Autorin gelingt es, die düstere beklemmende Atmosphäre im damaligen sozialistischen Warschau nachzuzeichnen. Die Düsternis der Zeit bringt einem beim Lesen ein Stück weit zum Schaudern.
Dorota Masłowska wurde zwar erst 1983 geboren. Allerdings darf man in diesem Fall davon ausgehen, dass sie sowohl noch Relikte aus der Zeit der Handlung mit eigenen Augen gesehen hat und ihr auch von ihrem sozialen Umfeld aus dieser Zeit vieles erzählt und berichtet wurde.
Beiläufig: der Roman weist sehr viele Elemente eines Theaterstücks auf. In Polen läuft das ganze auch als Theaterstück…beim Lesen kann man sich auch durchaus vorstellen, dass der Stoff auch in Deutschland früher oder später auf die ein oder andere Bühne kommt. Einige Bühnenstücke der Autorin werden auch bereits in Deutschland aufgeführt.
Warzawa…
…erschien auf David Bowies Erfolgsalbum „Low“ Anfang 1977, das erste Album der legendären „Berlin Trilogie“ des Künstlers, aufgenommen in den legendären Hansa Studios in Berlin…direkt an der ehemaligen Berliner Mauer. Weitgehend ein Instrumentalstück, beeinflusst auch vom damals erfolgreichen Krautrock Synthesizer Stil – auch Brian Eno hatte seine Hände mit im Spiel. Der Musiker wollte offenbar die Warschauer Tristesse mit der Musik zum Ausdruck bringen.
Fazit
Ein kurzer Roman, in einem schnellen und mitunter boshaft bissigen Stil geschrieben. Mit seinen gut hundert Seiten recht schnell durchgelesen.
Und nebenbei an dieser Stelle: es geht hier zwar in erster Linie nicht um Musik, aber Bowies Album „Low“ möchte ich an dieser Stelle gleichfalls mit empfehlen…in meinen Augen das beste seiner drei in Berlin entstandenen Alben.
Das Buch ist erscheinen im Rowohlt Verlag Berlin, im Jahr 2022.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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