04 Jun Augenblicke: Gesichter einer Reise – ein Dokumentarfilm
Auf diesen Film wurde ich beim DOK.Fest München aufmerksam. Bei der Beschreibung im Programmheft dachte ich mir: das ist wohl ein recht unterhaltsamer Dokumentarfilm. Um Kunst soll es in dem Film gehen, ganz speziell um Straßenkunst. Keine schwerfällige Biographie-Doku. Sondern um eine Art Road Movie, bei der der Künstler quer durch Frankreich reist. Und dann sah ich in jenem Programmheft noch eine Werbeanzeige für den Film: er lief schon in Cannes, und er wurde für einen Oscar nominiert. Und jetzt endlich entschied ich mich: rein in den Film. Dazu musste ich gleich zwei Anläufe nehmen: bei meinem ersten Versuch, den Film anzuschauen scheiterte ich, denn er war restlos ausverkauft. Zum Glück wurde er auf dem Festival noch ein weiteres Mal gezeigt, und jetzt kaufte ich bereits im Vorverkauf ein Ticket.
Straßenkunst im Film
Mit dem Thema Straßenkunst beschäftige ich mich nun schon eine ganze Weile – und ich habe ja zu diesem Thema schon mehrere Serien bei 24notes gezeigt. Die Straßenkunst des französischen Künstler JR ist indessen recht speziell: es handelt sich dabei um großformatige Fotografien, die er an Wandflächen postet. In Schwarzweiß. Bis dahin kannte ich den Künstler noch nicht. Das sollte sich nun ändern.
Unterwegs im Nachbarland Frankreich
Zusammen mit der betagten Nouvelle Vague Regisseurin Agnès Varda fährt JR also nun mit seinem „Photomobil“ quer durch Frankreich. Ein absolut gegensätzliches Paar unterwegs in unserem Nachbarland. Während Agnès Varda um ihr Augenlicht bangt, zeigt sich JR nie ohne seine Sonnenbrille. Und (uneingeplant) Halt wird bei dieser Reise meist dort gemacht, wo sich keine Scharen von Touristen versammeln. So z.B. in einer Geisterstadt, in der einst Bergleute lebten, bei ganz bestimmten Ziegenhirten, bei einer Fabrikbelegschaft und in Le Havre. Es werden Fotoaufnahmen gemacht, die dann gleich am Fotomobil des ungleichen Duos ausgedruckt und an einer passenden Wand gepostet werden. Daneben besuchen die beiden dann noch das unscheinbare Grab der französischen Fotografenlegende Henri Cartier-Bresson und am Ende des Films geht es noch zu Jean-Luc Godard. Nur: lässt sich Godard auf ein Treffen ein?
Ein Dokumentarfilm fürs Kino
Es wird oftmals darüber diskutiert, ob Dokumentarfilme denn ins Kino gehören. Ich persönlich finde: ja. Zumindest viele davon. Und gerade hier haben wir ein Beispiel einer Doku, die definitiv ins Kino gehört. Die Großfotografien von JR wirken nur auf einer Großleinwand so eindrucksvoll, wie sie in der Realität auch aussehen.
Der Film will auch in erster Linie nicht belehren, sondern unterhalten. Besonders die Unterschiedlichkeit der beiden Protagonisten ist überaus amüsant. Eine Denkweise mit Kategorien und Schubladen halte ich persönlich auch beim Thema Film in manchen Fällen nicht für angebracht. Spielfilme können knallharte Realitäten zeigen, andererseits können Dokus einen hohen Entertainment-Faktor aufweisen. Beim Ansehen dieses Films habe ich oftmals gelacht oder auch mit dem Kopf geschüttelt. Auch wenn er mitunter ernste Dinge anspricht. Auf jeden Fall bin ich der Meinung: hier haben wir es mit einem Film im Grenzbereich zwischen Fiktion und Dokumentation zu tun.
Ein Filmtipp für die ganze Familie
Hier kann man mit der ganzen Familie ins Kino gehen. Auch kleinere Kinder werden bei diesem Film ihren Spaß haben. Seit letztem Donnerstag, den 31. Mai läuft der Film nun auch bei uns in Deutschland in den Kinos. Mein Tipp: gerade bei diesem Film nicht warten, bis er auf DVD kommt, sondern ihn im Kino anschauen. Nur da entfaltet der Film seine volle Wirkung.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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