20 Jul „A muslim a christian a jew“
Eine Aussstellung im Jüdischen Museum, München von Eran Shakine
Das Verhältnis zwischen den drei großen monotheistischen Weltreligionen ist momentan wieder recht spannungsgeladen. Da ist zum einen die Flüchtlingskrise in Mitteleuropa, wo der Islam mit dem Christentum und der westlichen Welt zusammenprallt. Und als ob dies nicht genug ist, flammt zurzeit der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern wieder neu auf. Anscheinend ist man sich immer noch nicht einig, wer nun der wahre Gott ist…obwohl Muslime, Christen und Juden eigentlich doch an den gleichen Gott glauben.
Der israelische Künstler Eran Shakine spricht in seiner Bilderserie „A Muslim, a Christian and a Jew“ dieses Problem auf seine eigene Weise an. Nachdem die Bilder zuletzt im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt waren sind sie zurzeit im Jüdischen Museum München zu sehen. Die Bilder sehen teilweise aus wie vergrößerte Zeitungskarikaturen, andererseits sieht man ihnen auch an, dass der Künstler von Street Art beeinflusst ist.
Auf der Suche nach dem Glück
Auf jedem dieser zumeist mit Ölkreide in schnellem Tempo gemalten Bilder sieht man drei praktisch gleich aussehende Gentlemen. Dabei ist einer ein Moslem, der zweite ein Christ, und der dritte ein Jude.
„A muslim, a christian and A jew see the truth“ so lautet die Unterschrift unter einem der Bilder. Da stehen unsere drei Gentlemen vor einem Zerrspiegel. Wo, auf irgendeinem Volksfest oder sonst wo, das sieht man nicht und ist auch völlig unwichtig. Jeder der drei sieht sein eigenes verzerrtes Ebenbild im Spiegel. Ja, alle drei sehen ein Zerrbild von sich selbst, völlig ohne religiöse Symbolik. Unterscheiden kann sie keiner. Auch auf der berühmten Couch des (jüdischen) Sigmund Freud unterscheiden die drei sich kaum (oder gar nicht). Oder die drei stehen vor der Mosesstatue des großen Michelangelo: die Figur Mose wird zwar in allen drei Religionen unterschiedlich gesehen, bedeutsam indessen ist Mose in jeder der drei Glaubensrichtungen.
Man fragt sich beim Betrachten praktisch aller Bilder, wer von den drei Männern wohl welcher der drei Glaubensrichtungen angehört. Auch ich selbst habe beim Gang durch die Ausstellung immer wieder versucht, dies bei den einzelnen „Großkarikaturen“ herauszufinden. Das Zähne ausbeißen nutzte mir nichts. Ich kam zum Ergebnis: die jeweils andersgläubigen Gentlemen kann man praktisch nicht voneinander unterscheiden. Genau das wollte der Künstler auch offenbar. Zeigen, dass sich die Angehörigen der drei Glaubensrichtungen im täglichen Leben eigentlich gar nicht unterscheiden. Dass sie mit den gleichen Wünschen und Problemen durch die Welt gehen. Und dass man sie von außen, soweit sie kein religiöses Attribut zeigen, auch nicht voneinander unterscheiden kann.
Der Künstler…
…stammt aus Israel, seine Eltern waren Überlebende der Shoa, der Vater ursprünglich aus Frankreich und die Mutter aus Ungarn. Beide überlebten die Zeit dank der Unterstützung von Seiten Andersgläubiger. Seine Ausbildung erhielt Erin Shakine u.a. in New York, wo er sein Diplom ablegte. Er lebt und arbeitet in Tel Aviv, ist aber immer wieder in der weiten Welt unterwegs. Ganz nebenbei: in der Ausstellung werden auf einer Leinwand zwei Videosequenzen abgespielt, auf denen man dem Künstler bei seiner Arbeit zuschauen kann.
Statement
Ich persönlich begrüße es, wenn ein Künstler uns vor Augen führt, dass eben Religiosität und deren Symbolik zu Konflikten führen können. Wahrscheinlich gibt Eran Shakine mit voller Absicht solchen religiösen Symbolen in seinen Bildern keinen Raum. Weil er davon nichts hält. Weil ihm wohl klar ist, dass so etwas letztlich keine Hilfe ist um das Leben zu meistern. Als jemand der in einem Land wie Israel aufgewachsen ist weiß er wohl ein Lied davon zu singen, wie leicht (überzogene) Religiosität zu Konflikten und kriegerischen Handlungen führen kann. Auch wenn Religion oftmals nur ein vorgeschobener Grund dafür ist und letztlich bloßes Machtstreben das eigentlich Motiv der Beteiligten und ihrer Anführer ist.
Zum Glück ist es in der heutigen Zeit in unserem Land kein Problem mehr, mit Hilfe von Kunst auf eine solche Sache aufmerksam zu machen. In der Heimat des Künstlers denke ich wäre dies sicher wesentlich schwieriger. In einem Interview meinte Shakine einmal, er wäre bereit die Bilder in jedem Land zu zeigen, wenn es der Wunsch wäre auch z.B. im arabischen Raum. Ich wünsche ihm, dass er eines Tages hierzu die Möglichkeit erhält.
Die Ausstellung
…läuft noch drei Monate bis 21. Oktober 2018 im Jüdischen Museum in München am Jakobsplatz. Gleich gegenüber befindet sich das Münchener Stadtmuseum. Wer also von außerhalb kommt, für den bietet es sich an den Besuch dieser beiden Häuser zu kombinieren. So kann man einen verregneten Wochenendtag oder als Schüler/Student einen verregneten Ferientag gut verbringen.
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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