17 Sep Künstlerisch – konzeptionelle Fotografie
Für „ konzeptionelle Fotografie“ gibt es mehrere Definitionen. Manchmal aber scheint mir „konzeptionell“ eine Art magisches Wort zu sein, dass gerne dann verwendet wird wenn eine Fotografie von gewohnten Mustern abweicht und ein Bild – Hokuspokus! – per se in etwas Besonderes verwandelt.
Für mich macht der Zauber der künstlerisch – konzeptionellen Fotografie die vorangegangene Reise in mein Inneres aus – und unterschiedet sich damit vom „kleinen Bruder“, der Serie.
Seit Beginn meiner fotografischen Karriere arbeite ich konzeptionell. Als ehemaliger Musiker und Arrangeur, der durch mehrere Hörstürze seines Instruments beraubt wurde bin ich es zum einen gewohnt rote Fäden zu verfolgen und zum anderen dazu verdammt auf kleinste Details zu achten.
Viele von uns arbeiten seriell. Es macht Spaß, Dinge und Menschen von verschiedenen Seiten zu betrachten und zu fotografieren; es trainiert unsere Gehirnwindungen wenn wir einen roten Faden aufnehmen und nicht bei nächster Gelegenheit wieder fallen lassen.
Der Unterschied zu künstlerisch – konzeptionellen Arbeiten ist also das „Warum?“
Natürlich: Gerade in der Welt der Kunst ist es ein Leichtes, ein „Warum“ durch sprachliche Abstraktionen zu kreieren – aber das meine ich natürlich nicht.
Ich meine den Zugang zu einem Thema, das dich zutiefst bewegt. Und damit beginnt wirklich fordernde Arbeit.
KONTINUUM
„KONTINUUM“ ist eines meiner Lieblingsbeispiele wie künstlerisch – konzeptionelle Fotografie funktionieren kann. Es geht um Albträume aus meiner Kindheit, die ich viele Jahre nicht loslassen konnte. In der unteren „Anleitung“ gehe ich noch ein wenig darauf ein.
Psalm 16
Der Ausflug
Limbus
Näheres zum Inhalt dieser Bildserie siehe hier
Stark vereinfacht – die gedankliche Arbeit soll schließlich bei dir liegen – sieht die Vorbereitung für eine künstlerisch – konzeptionelle Serie so aus:
- Suche dir ein Thema dass dich bewegt. Nimm vielleicht nicht das erstbeste Thema sondern krame ruhig ein wenig in dir herum.
- Übersetze deine Gedanken. Verknüpfe deine vielleicht schwer zu visualisierenden Gedanken in einer Mindmap mit konkreten Objekten, Menschen oder Handlungen.
So kommst du beispielsweise vom abstrakten „Stress“ über das Wort „Druck“ zum Wort „Enge“, was gut visualisierbar ist.
Oder du verbindest „Stress“ mit „Hektik“, „Hektik mit „Tempo“ und landest beim schnellen Schwenken der Kamera, um dein Ziel zu erreichen. Tu dir und den Betrachtern deiner Bilder den Gefallen und wähle nicht die erstbeste Lösung!
- Wähle Konstante und Variablen. Im Falle von KONTINUUM habe ich als Konstante die Pferdemasken als das Symbol der Bedrohung und den Luftballon als Symbol für Kindheit gewählt; die unterschiedliche Anzahl an Personen, die Umgebung und das Licht als Variablen. Die Konstanten können Perspektive, Objekte, der Zeitpunkt, das Licht sein – und das gilt vice versa natürlich auch für die Variablen.
- Achte auf den roten Faden. Da es unbegrenzte Möglichkeiten gibt Variablen einzusetzen kontrolliere deshalb immer wieder, ob deine Arbeiten Stringenz besitzen.
Schickt mir eure künstlerisch – konzeptionellen Arbeiten! Wenn ihr Feedback möchtet: skw@gmx.at
Sven-Kristian Wolf konzentriert sich als Fotograf auf das „How does it feel?“, dem Sichtbarmachen von abstrakten Gefühlen. Seine Website lautet www.skw-foto.at
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