02 Mrz Schwoißfuaß und Grachmusikoff
Jeder der in den 80ern in Stuttgart, auf der Alb oder Oberschwaben aufgewachsen ist kam zumindest an einem ganz bestimmten Song nicht vorbei…
Oinr isch emmer dr Arsch
„Oinr isch emmr dr Arsch“ wurde damals auf jeder Party rauf und runtergespielt. Und alle haben mitgesungen. Der Song wurde fast so etwas wie eine heimliche alternative schwäbische Nationalhymne, auch wenn es dabei um ein ernstes Thema geht: Ausgrenzung! Auch der Titel „Rasta Mann“ war recht erfolgreich. Ein Großteil der Schwoißfuaß Fans kamen aus dem links alternativen Spektrum – auch wenn die Band diese Szene durchaus auch kritisch besang! …“und wieder Kopf in Arsch von Mannesmann“…hm? Ehrlicher blues-lastiger „Schwobarock“, soviel steht auf alle Fälle fest. Wie sich es gehört, von wenigen Ausnahmen abgesehen in breitem oberschwäbischem Dialekt! Und was auch noch wichtig ist: die Mundharmonika von Riedel Diegel…die prägte den Bluesrock der Truppe ganz nachhaltig! Auch wenn nicht mehr allgegenwärtig wie anno dazumal: die Musik von Schwoißfuaß wurde Bestandteil des schwäbischen, und insbesondere des oberschwäbischen Kulturerbes. Hoffen wir, dass das so bleibt! Die Aussichten dafür sind nicht schlecht
Grachmusikoff
Warum nenne ich beide Bands auf einen Abwasch? Ganz einfach:
…der Frontmann von Schwoßfuaß Alexander Köberlein stand auch hinter Grachmusikoff, anders als bei Schwoißfuaß hier zusammen mit seinem Zwillingsbruder Georg. Musikalisch gesehen eine recht vielseitige Truppe, vielleicht so etwas wie, sagen wir mal schwäbische Weltmusik…teilweise vergleichbar mit dem bayerischen Gegenstück „Haindling“…nur (leider) nicht ganz so erfolgreich. Aber auch ein Stück weit so etwas wie „moderne volkstümliche schwäbische Musik“ – mit Niveau versteht sich. Auch die Bühnenshow und Sprecheinlagen gehörten fest zum Ensemble dazu
Die Texte von Grachmusikoff behandelten auch eine vielseitigere Themenwelt als der Schwoißfuaß-Rock: man wandte sich u.a. dem bodenständigen Leben „im Schwabenland“ zu, auch historische Themen kamen zum Zug „etwa „der Baurakriag“ oder der „Schwaz Vere“. Auch der „Ikarus vom Lautertal“ wurde in einem Lied verewigt, inklusive einem Konzeptalbum und Hörspiel – jener geniale Fantast, der über drei Jahrzehnte in der Psychiatrie verbringen musste.
Beide Projekte waren bereits auf dem Sprungbrett, der ganz große Erfolg ist jedoch ausgeblieben. Vielleicht auch, weil man sich gegen eine überzogene Kommerzialisierung der Musik gewehrt hat. Man kann sich ja auch über letzteres streiten.
…der große Kommerz ist ausgeblieben, vielleicht sogar zum Glück!
Ein Beispiel aus dem Leben: Wolfgang Niedecken und BAP, mit denen man das Projekt Schwoißfuaß durchaus vergleichen kann. Die meisten singen die BAP Klassiker lauthals mit…und verstehen den Kölschen Dialekt Niedeckens nicht die Bohne…geschweige denn die Aussagen, die der Rockpoet von sich geben will. Obwohl hier verdammt interessante Themen angesprochen werden…Beim oben genannten bekanntesten Titel konnte dies auch Alex Köberlein nicht verhindern…nicht mal jeder Schwabe der das Lied mit grölt hat verstanden warum in der Praxis „oinr emmr dr Arsch“ ist…von Kölnern, Fischköpfen und anderen „Ausländern“ mal ganz zu schweigen.
…und weiter?
Schwoißfuaß hatte nur über wenige Jahre hinweg wirklich großen Erfolg. Darum wurde es ruhig um die Truppe, während das Projekt Grachmusikoff noch zahlreiche Jahre überdauerte. Und bei den Live Auftritten wurden auch die legendären Hits von Schwoißfuaß weiter gespielt…Oinr isch emmer dr Arsch war also noch lange nicht wörtlich „am Arsch“.
Best of…
Es lohnt an dieser Stelle der Kauf von Sampler Alben, also Originalalbum vielleicht auch „Oinr isch emmr dr Arsch“ – hierauf findet man auch die erfolgreichsten Titel der Truppe. Auch von Grachmusikoff gibt es zwischenzeitlich „Greatest Hits“ Alben, man bedient sich aber hier der auf bodenständige Art der deutschen, bzw. der schwäbischen Sprache. Gerne setze ich hier auch den Link auf die Homepage von Alex Köberlein… auch wenn der sich an dieser Stelle zwischenzeitlich etwas zurückgezogen hat.
Was bleibt?
Schwäbische Urgesteine dürfen nicht totzukriegen sein…das hätten sie nicht verdient
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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