„lost places an der Peene“ - 24notes
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„lost places an der Peene“

...das kraftwerk

„lost places an der Peene“

Das Kraftwerk Peenemünde (1)

Die in dieser Serie „lost places an der Peene“ gezeigten Fotografien entstanden in den Jahren 2008 und 2014 zum Teil in Begleitung eines Guides, der mir und 5 anderen Fotografen die sonst gesperrten Bereiche zugänglich machte. Lost places üben gerade auf Fotograf*innen einen ganz besonderen Reiz aus, zeigen sie doch die Spuren der Zeit, die Vergänglichkeit, die Verrottung und die Zurückeroberung menschlich geschaffener Gebäude und Ort durch die Natur. So machte sich unsere Fotogruppe damals auf den Weg, mehrere lost places auf der Insel Usedom zu fotografieren. Der 1. Teil der Trilogie stellt das ehemalige Kohlekraftwerk in Peenemünde in Kurztext und Fotografien vor. Teil 2 beschäftigt sich mit dem Gelände mit den Überresten der NS-Heeresversuchsanstalt und den dort erprobten Raketen V1 und V2 und der damit verbundenen Geschichte. Der letzte Teil der Serie schließlich beschreibt die Geschichte der alten Eisenbahn-Hubbrücke und zeigt deren Überreste bei Karnin an der Peene

Die Bilder

 

Links: Große Teile des Kraftwerks konnten von uns aus Sicherheitsgründen wegen Absturzgefahr nicht betreten und daher auch nicht fotografiert werden.

Rechts: Das Kraftwerk wurde im nationalsozialistischen Deutschland im Auftrag der Heeresverwaltung ab dem 6. Dezember 1939 nahe dem zuvor ausgebauten Peenemünder Hafen erbaut.

Links : Kohlekran Von dort wurde sie mit Förderbändern in einem Schrägaufzug in die Kohlebunker befördert.

Mitte: Rauchabzüge der Öfen

Rechts: die 3 großen Kamine

Ursprünglich hatte man zwei identische Kraftwerke geplant, von denen aber nur das bestehende gebaut wurde. Über den Hafen an der Peene konnte eine schnelle Kohlezufuhr sichergestellt werden. Um das Kraftwerk zu „bekohlen“, erbaute man eine 200 m lange Kranbahn aus Stahl mit einem Kohlekran, darunter stand die Brecheranlage zur Zerkleinerung der Steinkohle.

Die riesigen Brennkammern der Öfen

Das Gebäude des Kraftwerks wurde auf Stahlbetonpfählen als Stahlbetonskelettbau mit 3 ½ Geschossen erbaut und rot verklinkert. Seit 1940 war das Kraftwerk an die Eisenbahnstrecke von Zinnowitz nach Peenemünde angeschlossen.

Links: Teil einer Dampfturbine

Rechts: Das Kühl- und Brauchwasser wurde in einem speziellen Gebäudeteil mit Wasser gereinigt, das aus dem Hafenbecken entnommen wurde.

Im Kesselhaus befanden sich ehemals vier Dampfkessel, zu jedem gehörte ein Kohlebunker für 200 Tonnen Kohle. Die Dampfturbinen im Maschinenhaus hatten eine Gesamtleistung von 30 Megawatt.

Die Schaltanlagen sowie die Büros der Betriebsleitung waren in einem separaten bunkerartigen Gebäude untergebracht. Die Inbetriebnahme des gesamten Kraftwerks fand im November 1943 statt. Seine elektrische Leistung entspricht in etwa 30 bis 33 Megawatt, der weitaus größte Teil des Stroms (etwa 22 Megawatt) ging an das Sauerstoffwerk, in dem Flüssigsauerstoff für den Antrieb von Raketen hergestellt wurde, die in der Heeresversuchsanstalt gebaut und getestet wurden.

Links: Arbeitsleuchte                                                     Rechts: Tageslicht

…stehen geblieben um 8 Uhr 20

…und nach 1945

1945 nach der Besetzung Peenemündes durch die sowjetischen Truppen der Rote Armee wurde das Kraftwerk weiter betrieben. Man hatte sich gegen eine befohlene Sprengung entschieden. Bis August 1945 wurde aber eine komplette Kesselanlage sowie eine Hoch- und Niederspannungsschaltanlage ausgebaut und als Reparation in die Sowjetunion abtransportiert. Es wurden allerdings noch weitere Teile des Kraftwerks demontiert und abtransportiert. Das war insofern problematisch, da das Kraftwerk die auf Usedom stationierten sowjetischen Truppen und auch die Stadt Wolgast mit Strom versorgte. Anfang der 1950er Jahre erfolgte dann in der DDR eine Instandsetzung und Erweiterung des Kraftwerks. Es wurde ein weiterer östlicher Flügel als zweigeschossiger Backsteinbau angebaut. Das Kraftwerk Peenemünde lieferte bis Ende März 1990 noch Strom in das Stromnetz der DDR und produzierte anschließend bis 1991 Wärme für den Standort der NVA-Marine Peenemünde.

Nach der Stilllegung 1991 wurde mit Unterstützung der Gemeinde Peenemünde im Kraftwerk eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes und des Kraftwerks eingerichtet, die den Grundstein für das Historisch-Technische Informationszentrum bildete. Große Teile der Anlage rotteten vor sich hin und waren nicht mehr begehbar. Seit 2002 ist die Turbinenhalle ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort. 2010 und 2012 wurden umfangreiche Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden und technischen Anlagen durchgeführt.  Seit dem 27. April 2012 ist auf einer Fläche von 1000 m2 die Dauerausstellung „Das Kraftwerk – Gebaut für die Ewigkeit… ?“ eröffnet.

Quellen:
Jürgen Kemper
Texte:

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