17 Apr Der Schatten des Künstlers
Vorbemerkung
Aus aktuellem Anlass. Die Meinung des Autors von „der Schatten des Künstlers“ richtet sich ausdrücklich nicht gegen jene Berufsgruppen die wir gerne mal vernachlässigt haben und wo uns jetzt klar ist, dass sie das Rückgrat der Gesellschaft bilden. Ob außerhalb dieser Gruppe sich jemand angesprochen fühlt, das will und muss ich jedem einzelnen überlassen…
Was ich hier schreibe, ist keine persönliche Beschwerde. Ich will mich auch nicht über mein persönliches Schicksal beklagen…ich hatte zwar durchaus meine Gründe, warum ich mich für diese künstlerische Arbeit entschieden habe, aber am Ende habe ich eine Wahl getroffen. Für viele meiner Kollegen bedeutet aber der Schatten des Künstlers einen Fluch. Kann auch mir passieren, aber trotzdem habe ich mich zu dieser Tätigkeit entschlossen. Eben weil ich gern kreativ arbeite und weil ich versuche möchte, einiges was meiner Ansicht nach in der Welt draußen falsch läuft aufzuzeigen. Das Spektrum dafür betrachte ich als weit: im Bereich zwischen suboptimal und katastrophal.
Fishing for compliments?
Nein, genau das eben möchte ich nicht. Zugegeben, ich freue mich zwar immer wenn man mir ein Kompliment macht für etwas, das ich geschaffen habe. Ich glaube auch, dass es jedem meinesgleichen so geht, auch wenn er etwas anderes behauptet. Ich finde auch, Kunst die schön anzuschauen ist einerseits und Kunst, die etwas bewegen will sind zwei Dinge, die sich gegenseitig keineswegs ausschließen. Ein Beispiel, das mir hierfür einfällt ist der brasilianische Fotograf Sebastiao Salgado, der vergangenes Jahr den Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen bekam. Ästhetisch hochqualitative, aber auch sozial hoch engagierte Fotokunst.
Brotloses Geschäft – sinnloses Geschäft
Kunst ist brotlos. So lautet das allgegenwärtige Klischee. Tatsächlich arbeiten viele Künstler auch zumindest neben ihrer Kunstarbeit anderweitig (wenn auch sehr oft in Bereichen, die zumindest am Rand ebenfalls mit Kunst zu tun haben). Habe ich auch schon zeitweise gemacht. Anerkannt jedoch wird die Arbeit eines Künstlers oftmals nicht.
„Working 9 to 5“, manche, vielleicht sogar viele schaffen sich dadurch eine Existenz. Manche gründen sogar selbst eine Existenz und sind ständig selbstständig. Ist in Ordnung, auch ein Quertreiber wie unsereins findet das selbstverständlich OK. Was ich allerdings nicht in Ordnung finde, ist, dass sich manche dieser Zeitgenossen als ehrenwerte Leute auf den hohen Sockel stellen und alle, die nicht in ihr Kleinraster passen als Gammler abtun. „Nobody is perfect, nor am I“, das ist Tatsache. Allerdings fallen mir verdammt viele Varianten ein, wie sich diese ach so ehrenwerten Otto Normalverbraucher der Gesellschaft präsentieren. Ich will hier nur wenige Beispiele aufzeigen.
„Ehrenwerte Leute“
Da sind die angeblich fairen Teamplayer und lauteren Wettstreiter, die schon einen oder gleich mehrere Kollegen aus ihrem Betrieb hinausgemobbt haben. Ist doch wirklich ein ehrenwerter Lebenswandel, wenn man selbst behaupten kann, dass man brav seine Beiträge in die Sozialkasse zahlt. Da macht es doch nichts, wenn man gleich einen oder mehrere solcher Beitragszahler ausbootet. Manche von diesen Leuten schaffen es noch gleichzeitig, Kunden über den Tisch zu ziehen. Oder ziehen sogar handfeste Betrügereien über die Bühne. Macht ja nichts, wenn man dies nur tut um für seine angeblich so ehrenwerte Existenz zu kämpfen.
Dann gibt es diese Sportshelden, die sich superstark vorkommen, wenn sie etwa im Winter trotz Lawinenwarnung sich auf eine Skitour ins Hochgebirge aufmachen…nicht so schlimm, wenn sogar ein Bergretter bei den vergeblichen Rettungsbemühungen noch daran glauben muss. Alle sind ja nur einen Heldentod gestorben. Überhaupt wird Sport oftmals heillos glorifiziert und überschätzt. Jahr für Jahr gibt es dabei wörtlich genommen Hals- und Beinbrüche, und allerlei andere Verletzungen…die Zeche dafür zahlen die einfachen Beitragszahler. Die Liste könnte ich noch lange fortsetzen…persönlich an den Pranger stellen möchte ich hier niemanden.
…nur Beispiele
Wer dagegen von der Grundversorgung lebt, der gilt dagegen als Schädling, sprich Sozialschmarotzer…selbst wenn er der Allgemeinheit weit weniger kostet, als mancher der vorhergenannten „ehrenwerten Leute“.
Warum bin ich als Künstler politisch?
Ich will hier kein Weltverbesserer sein. Ich möchte nur Schwachstellen aufzeigen, soweit es möglich ist ohne dabei jemanden an den Pranger zu stellen. Geht nicht immer, aber doch oft. Ich denke wir sind uns zum Beispiel darüber alle einig, dass Donald Trump kein Diktator ist, der sich mit Gewalt das Ruder in die Hand gerissen hat. Er wurde vom Volk an die Position gewählt, auf der er heute sitzt.
Ich finde es wichtig, dass wir nicht nur Symptomdoktorei betreiben, sondern so weit möglich an die Wurzeln der Probleme rangehen.
Der Rettungsschirm
Ich beklage mich hier selbst nicht persönlich. Das Schattentheater, das ich hier spiele, das ist in diesem Fall nicht meine eigene Geschichte, aber die sehr vieler Kollegen. Treffen können hätte mich dies allerdings auch ganz locker. Ich finde es aber traurig, denn gar so nutzlos für die Gesellschaft sind die Kunstschaffenden dann nicht- Ich wage sogar die These in den Raum zu stellen: vielleicht sind manche Künstler auch wirklich das, was wir seit neuestem „systemrelevant“ nennen…
Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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