09 Jan Night Prowler
Im vergangenen Jahr habe ich auf 24notes bereits einige Streetpaintings gezeigt (ich verwende hier einmal diesen Ausdruck, weil mir kein besserer einfällt) – damals aus Anlass der Saul Leiter Ausstellung im Kunstfoyer der Versicherungskammer. „The Night Prowler“ entstand nach einem ähnlichen Prinzip. Mit einigen wesentlichen Unterschieden: Zum einen sind hier ein großer Teil der Bilder Selfies. Sämtliche Fotos habe ich in Schwarzweiß gehalten und oftmals habe ich nachts fotografiert.
Der nächtliche Streuner auf der Suche
Eines steht fest: der Protagonist der Bilder sucht etwas. Dabei tappt er wörtlich im Dunkeln. Die Bilder zeigen nur eine Silhouette. Hier tauchen unweigerlich Fragen auf: wer ist dieser Mann, der hier im Dunkeln tappt? Nach was sucht er? Führt er etwas im Schilde? Oder ist er einfach einer der vielen vereinsamten Zeitgenossen, auf denen die Einsamkeit eben zur Nachtzeit am schlimmsten lastet. Der im imaginären Konsum eine Ersatzbefriedigung sucht. Den man tagsüber eher selten sieht. Über seine Identität lässt sich nur spekulieren.
„…doch man sieht nur die im Lichte
…die im Dunkeln sieht man nicht.“ Jeder kennt diese Zeile aus der Feder von Berthold Brecht. Auch in einer relativ wohlhabenden Stadt wie München gibt es diese Leute im Dunkeln. Solche, die man gemeinhin übersieht. Keine Taugenichtse oder gar Kriminelle. Oftmals solche, die aus irgendwelchen Gründen in die Schuldenfalle gerutscht sind. Das kann leicht passieren, da braucht man beileibe nicht über die Verhältnisse leben. Selbst der Mietwahnsinn hier in München ist da oft nur teilweise schuldig. Da kann der Chef in Konkurs gegangen sein, oder der Pleitegeier macht seine Runden über das eigene mit sehr viel Mühe aufgebaute Geschäft. „Ein Pleitier ist einer, der es nicht gebacken kriegt…“ so lautet dann das Klischee.
Es kann jeden treffen
Die Liste könnte ich noch unendlich lang fortsetzen. Burnout ist leider kein Modewort, genauso wenig wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Man glaubt es kaum, aber sogar ein Sportunfall kann das berufliche Aus bedeuten. Und last but not least: Schulden können sogar geerbt werden. Das tut unter anderem wer vom verstorbenen Partner über den Tisch gezogen wird – das passiert nicht nur aus Naivität.
Alles nur Theater?
Die Fotos sind natürlich inszeniert. Was sich darauf aber abspielt, das finden wir überall.
Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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